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Für Homosexuelle gibt es keine gelbe Karte

Von Christoph Rella

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Katars LGBTQ-Szene ist dank der jüngsten Fifa-Aktion vielleicht gefährdeter als zuvor.


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Spätestens seit der katarische WM-Botschafter Khalid Salman im deutschen TV "über Schwule reden" wollte und mit seiner Bemerkung, Homosexualität sei eine Geisteskrankheit, für Ärger sorgte, ist das Thema bei dieser WM endgültig angekommen - und droht nun sogar richtig zu eskalieren. Denn dass bei dem Fußball-Großevent so viel und ausführlich über die Anliegen der LGTBQ-Community geredet und geschrieben wird wie bei kaum einer anderen WM zuvor, sorgt in dem konservativen Emirat mit seinen Scharia-Gesetzen wenig überraschend für Aufregung.

Klar ist: Aller Kritik zum Trotz denkt Katar nicht daran, bei diesem Thema irgendwelche Abstriche zu machen, ja nicht einmal darüber diskutieren will man. Dabei sind es nicht nur die inhaltlichen Aspekte der Debatte - etwa die Diskriminierung von Homosexuellen -, welche die Organisatoren meiden wie der Teufel das Weihwasser, sondern auch die äußerlich sichtbaren - wie die Regenbogenfahne oder -kapitänsschleife, besser gesagt. Dass Fußballer gelegentlich zur bunten Schleife greifen, um damit ein Statement abzugeben, ist in den freien Gesellschaften - mehr noch in den Frauenteams - verbreitet und zulässig. Zwar wird diese Praxis auch hierzulande von Fans und Verbänden, die den Fußball vor politischer Vereinnahmung schützen wollen, heftig kritisiert, nur so weit, die Regenbogenschleife zu verbieten, ist man noch nicht gegangen.

Genau das ist aber nun in Katar am Wochenende passiert - und zwar unter tatkräftiger Hilfe des Weltfußballverbands Fifa. Dieser packte nämlich, offenbar von der aktuellen Menschenrechtsdebatte angewidert - Fifa-Boss Gianni Infantino nannte sie zuletzt gar "heuchlerisch" -, gleich einmal die Brachialstange aus und drohte jenen Kapitänen, die sich mit der bunten Schleife auf den Rasen trauen würden, eine Verwarnung in Gestalt der gelben Karte an. Das gab es noch nie. Hier werden nicht nur Spieler für etwas bestraft, das mit dem Spiel selbst nichts zu tun hat, sondern auch die Schiedsrichter als Handlanger der Fifa und des Scharia-Regimes missbraucht. Hinzu kommt freilich, dass dieses Vorgehen einen direkten Eingriff ins Spielgeschehen darstellt; einen Eingriff, der letzten Endes sogar entscheidend für den WM-Sieg sein könnte. Tatsächlich haben einige Teams schon erklärt, unter diesen Bedingungen auf die farbige Schleife zu verzichten.

Nun ist es der Fifa unbenommen, in dieser Situation Stellung zu beziehen, und irgendwie kann man auch nachvollziehen, wie schwer sich Infantino und Co. tun, den Gast- und Geldgeber Katar bei Laune zu halten. Aber so geht es natürlich nicht. Um so etwas wie ein Regenbogenverbot durchzusetzen, hätte die Fifa bereits in früheren Fällen ein Machtwort sprechen und eine Regel finden müssen, die für alle Verbände und Nationalteams gilt. Jetzt aber, auf Zuruf eines Emirs, den Teamkapitänen mit einer Verwarnung zu drohen, ist nicht nur plumpe Erpressung, sondern auch eine direkte Einladung an die Diktatoren dieser Welt, sich mit der Fifa zu arrangieren.

Der Verlierer in dem Machtspiel sind die Lesben und Schwulen, deren Leben in Ländern wie Katar durch diese Aktion vielleicht gefährdeter sind als zuvor. Ihnen drohen weiterhin Peitschenhiebe und Haft. Eine gelbe Karte kennt das Regime in Doha hier nicht.