Im Marchfeld fielen 60 bis 70 Prozent der Spargelernte aus. | Schlechter Start für Textilhandel. | Heizen im Mai: Energieversorger profitieren. | Wien. Es sind die ersten sonnigen Tage nach Wochen der Kälte und des Regens und sie werden sehnsüchtig erwartet. Besonders der Landwirtschaft drohen große Ausfälle. "Die Natur holt rasch auf", sagt Landwirtschaftskammer-Sprecher Josef Siffert, "aber nur, wenn ausreichend Zeit bis zur Ernte bleibt."
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Für den Spargel kommt das Schönwetter zu spät: Bei den Marchfelder Spargelbauern sind 60 bis 70 Prozent der normalen Erntemenge ausgefallen. Das sei die schlechteste Saison in 30 Jahren, heißt es zur "Wiener Zeitung". Ohne Verluste könnten die Bauern allenfalls noch aussteigen, wenn in den verbleibenden zwei Wochen alles perfekt laufe, sagt Patrick Günzburger vom Spargelbetrieb Alfred Mühl. Bei manchen Bauern könnten die Ausfälle an die Substanz gehen: "Einige haben viel Geld investiert. Diese Einbußen konnte niemand erwarten." Auch die Erdbeeren sind großteils verfault - bleibt nur die Hoffnung auf eine starke Spätsaison.
Knapp werden könnte es für die Gersteernte, die Ende Juni anläuft: Das Korn benötigt einige heiße Tage, um fest zu werden. In einigen westlichen Regionen, vor allem in Salzburg, konnte wegen des Dauerregens nicht einmal der erste Grasschnitt eingebracht werden: Damit droht eine mindere Futterqualität durch holziges Gras - und es könnte für den zweiten oder dritten Schnitt eng werden.
Große Probleme haben Biobauern, vor allem mit Mais, Zuckerrüben und Erdäpfeln: Durch den starken Regen wuchert das Unkraut besonders stark - Einsatz von Pestiziden ist hier nicht erlaubt. Da Bienen weniger stark geflogen sind, ist auch die Blüte der Obstkulturen verzögert - ob es zu Mengeneinbußen kommen wird, sei noch nicht abschätzbar.
Strickwesten und Jacken statt Bikinis und Kleider
Auch im Handel hat das Regenwetter der vergangenen Wochen auf den Umsatz gedrückt: Bei den niedrigen Temperaturen gingen nur wenige Bikinis, kurze Hosen, Tops und Sommerkleider über die Ladentische. Der Textilhandel fuhr daher ein einstelliges Minus ein, das bis zum Ende der Sommersaison nicht ganz wettzumachen sein wird, schätzt Jutta Pemsel, Bundesobfrau des Einzelhandels mit Mode und Freizeitartikeln der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). An Jacken und Strickwesten wurden dagegen mehr verkauft als sonst im Mai.
Einen schlechten Start in die Sommersaison legte auch der Schuhhandel hin: "Wir haben deutlich weniger Sandalen und Flip Flops verkauft als im Vorjahr", sagt Heinzpeter Mandl, Vorstand von Leder & Schuh (mit Marken wie Humanic und Jello). Dafür wurden mehr Halbschuhe gekauft - und Gummistiefel sind laut Mandl ausverkauft. Unterm Strich blieb ein kleines Umsatzminus, das der Konzern aber "sicher noch aufholen wird".
Besonders stark hat der Umsatz der Gärtnereien gelitten, denn der wochenlange Regen machte Gartenarbeit unmöglich. "Wir haben fast keine Beet- und Balkonblumen verkauft, die Gärtnereien sind noch sehr voll", sagt Karin Weigel, Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Gärtner in der Landwirtschaftskammer. Von Umsatzausfällen durch das schlechte Wetter berichtet auch die Gartencenter-Kette Bellaflora.
Kälte im Mai triebHeizkosten in die Höhe
Profitiert von den überdurchschnittlich kalten Temperaturen haben hingegen die Energieversorger, weil die privaten Haushalte auch im Mai noch kräftig heizten. Die niederösterreichische EVN spricht von einem um 20 Prozent höheren Erdgas-Verbrauch als im Vorjahresmonat. Aufgrund der Preissenkung in der Vergangenheit werde sich die verlängerte Heizsaison in der Jahresrechnung aber nur unwesentlich zu Buche schlagen.
Bei der Wien Energie lag der Erdgas-Verbrauch im Mai laut Sprecher Christian Ammer um 15 Prozent höher, und an Fernwärme wurde um ein Drittel mehr erzeugt als ein Jahr davor. In der Jahresrechnung müssten Verbraucher mit 10 Euro Mehrkosten rechnen.
Der Verbund, Österreichs größter Stromerzeuger, hat im Mai einen klar überdurchschnittlichen Stromverbrauch beobachtet - allerdings sei das Plus unter zehn Prozent, sagt Verbund-Sprecher Florian Seidl. Die hohen Pegelstände nach den starken Regenfällen haben die Wasserkraft-Erzeugung nicht beeinträchtigt: Es musste kein Kraftwerk abgeschaltet werden.
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