Zum Hauptinhalt springen

"Für uns gibts die Firma und die Familie"

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Vater gründete Betrieb vor 35 Jahren. | Ströck eröffnet 50. | Wien. Aus seinem ursprünglichen Traum ist nichts geworden: Gerhard Ströck wollte in einer Bank arbeiten - auch, weil er schöne Kleidung mochte. Die Mutter hatte andere Pläne mit ihrem ältesten Sohn: "Du wirst Bäcker und übernimmst den Betrieb!"


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Heute ist Ströck gemeinsam mit seinem Bruder Robert Geschäftsführer des Unternehmens, das im vergangenen Jahr 68 Mio. Euro Umsatz gemacht hat. Gestern, Montag, eröffneten die beiden die 50. Filiale.

16.000 Kipferl täglich

250.000 Semmeln und 16.000 Kipferl formen die Mitarbeiter der Bäckerei Ströck heute täglich. 8.000 Mohnstriezerl werden geflochten. Vor 25 Jahren, als die Brüder den Betrieb übernahmen, kamen 4.000 Semmeln, 200 Kipferl und 50 Mohnstriezerl in den Verkauf. Auch die Zahl der Mitarbeiter ist enorm gestiegen: Statt 23 Mitarbeitern Ende der 1980-er Jahre beschäftigt Ströck heute - inklusive Verkaufspersonal - knapp 1000 Personen. Damit gehört Ströck zu den Großen.

"Der Zug ist abgefahren", sagt Gerhard Ströck. "Die Großen werden größer, die Kleinen sperren zu." Die Zahl der Bäcker, die selbst produzieren, werde pro Jahr um 2% abnehmen, dafür werde es vor allem in den Städten immer mehr Filialbetriebe geben, prognostizierte kürzlich Heinz Hofmann, Bundesinnungsmeister der Bäcker. In Wien gibt es derzeit noch 120 Bäcker.

Einer, der sich etablieren konnte, ist Ströck. Das Unternehmen beliefert Supermärkte, war als Anbieter von Brot und Snacks in U-Bahn-Stationen Vorreiter unter den Bäckern, sponsert heimische Spitzensportler und produziert seit Jahren einen Teil seiner Ware mit Zutaten aus biologischer Landwirtschaft.

Angst, dass etwas schief gehen könnte, hätten sie nicht gehabt, sagen Gerhard und Robert Ströck. "Der nächste Schritt war immer abschätzbar." Vieles habe sich einfach ergeben. Die ersten zwei Filialen eröffneten die Ströcks, weil die ehemaligen Besitzer ihre Bäckereien an die "Ströck-Buam" verkaufen wollten.

Ende der 1980-er Jahre suchte Merkur einen Bäcker im Norden Wiens, der die Supermarktkette beliefern sollte. Die Mutter wollte davon nichts wissen. "Für sie galten Supermärkte als billig und billig war nicht gut." Doch die Ströck-Brüder hörten nicht auf sie und stiegen ins Geschäft ein. Und sie machten auch sieben Jahre später mit, als die Billa-Merkur-Schiene "Ja!natürlich" Bio-Brot verlangte. "Wir haben sehr gejammert", erinnert sich Gerhard Ströck. "Bio-Zutaten kosten das Dreifache der kommerziellen." Heute bereuen sie ihre Entscheidung nicht, damals, als "Bio" noch nicht so boomte, zugesagt zu haben.

"Schwimmen im Ozean"

"Für uns gibts nur die Firma und die Familie", sagt Robert Ströck. Das Geschäft gehe gut, im Geld schwimmen die Familien aber nach eigenen Angaben nicht. "Wir schwimmen gern im Indischen Ozean. Das nächste Mal am 25. September", sagt Gerhard Ströck. Vier bis fünf Mal im Jahr fahren die Ströcks auf Urlaub. Denn eine Arbeitswoche hat sieben Tage, und ein Tag dauert lang: Gerhard Ströck beginnt ihn um 3 Uhr Früh, "am Sonntag ein bisserl später". Danach joggt er, um 19 Uhr geht er schlafen.

Dass er bei seiner Berufswahl dem Wunsch seiner Mutter folgte, tut ihm heute nicht leid. Seine drei Söhne sollen aber einmal "machen, was sie wollen."