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Für Unternehmen steht immer mehr auf dem Spiel

Von Petra Medek

Wirtschaft

Langfristige Partnerschaften mit NPOs anstreben. | CSR als Teil unternehmerischer Tätigkeit. | Wien. Wer als Unternehmer nicht nachhaltig denkt, wird im Marktumfeld längerfristig das Nachsehen haben. Davon ist Thomas Kaissl, Nachhaltigkeits-Experte beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernst & Young, überzeugt. Kaissl macht kein Hehl daraus, dass Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltigkeit von Firmen oft nur als PR-Schlagworte eingesetzt werden.


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Wer so verfährt, hat seiner Meinung nach jedoch den Ernst der Situation nicht begriffen. Denn "CSR wird immer relevanter, weil immer mehr auf den Spiel steht". Das würden Korruptionsskandale wie etwa bei Siemens oder die Finanzkrise deutlich zeigen. "Kein größeres Unternehmen kann es sich leisten, CSR nicht in seinem Bewusstsein verankert zu haben". Der Grund: Die Allgemeinheit erwarte sich zunehmend, dass Unternehmen Teil von gesellschaftlichen Lösungsmodellen würden.

NPOs zunutze machen

Bei CSR geht es seiner Ansicht nach um eine ausgewogene Berücksichtung ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte gleicher Maßen. "Daher ist CSR nicht abgekoppelt von unternehmerischer Tätigkeit, sondern ein Teil davon".

Kaissl prognostiziert, dass dieser Umstand auch das Verhältnis von Unternehmen zu Nonprofit-Organisationen (NPO) deutlich verändern wird: An die Stelle von Sponsoring-Aktivitäten würden immer öfter langfristige inhaltliche Kooperationen treten. Statt für einmalige Aktionen würden die Unternehmen also zunehmend Geld für Inputs aus den NPOs springen lassen. Dabei gehe es um "Aktivitäten, die direkt mit der Kerntätigkeit des Unternehmens zu tun haben". So könnten sich Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Und nur solche Kooperationen würden von der Öffentlichkeit als authentisch wahrgenommen.

So könne sich eine Firma etwa das Know-how von Umweltexperten beim Umgang mit Schadstoff-Emissionen zunutze machen.

Vielerorts fehlt aber noch die Vorstellung davon, wie ein solches Zusammenspiel von Wirtschaft und Zivilgesellschaft funktionieren könnte, positive Beispiele sind rar, räumt Kaissl ein, der Unternehmen auf Nachhaltigkeit prüft. Und damit meint er nicht nur die Unternehmensseite, sondern auch die NPOs. Diese sollten die Wertschöpfungskette eines Unternehmens genau unter die Lupe nehmen, bevor sie diesem eine Zusammenarbeit antragen beziehungsweise um Unterstützung bitten. "Dann erst kann man erkennen, wo ein beiderseitiger Nutzen liegen kann".

Professionalisierung

Dafür müssen die Nonprofit-Organisationen aber eine Menge Zeit und Arbeitskraft investieren - und genau daran mangelt es in diesem Bereich oft.

Der Fokus auf Unternehmenskooperationen dürfe nicht dazu führen, dass die Experten der NPOs nur mehr in den Firmen unterwegs sind, gibt Thomas Katjejowsky vom WWF zu bedenken. "Wenn unser Wasserexperte nur mehr in Unternehmen eingesetzt ist, haben wir dann noch Zeit für die Donau-Auen?"

Dass der Nonprofit-Sektor immer wieder den Spagat zwischen Kernaufgabe und dem Aufstellen von Geldern schaffen muss, war auch beim heurigen Fundraising-Kongress ein Thema, der von Montag bis Mittwoch in Wien stattgefunden hat. Die Schwierigkeiten bei der Finanzierung diskutierten die 245 Teilnehmer ebenso wie die Notwendigkeit der Professionalisierung. "In unprofessionellen NPOs neigen die Leute dazu, keine Ziele zu fixieren, damit es nichts macht, wenn sie am Ende des Tages nicht das Erwünschte erreicht haben", stellt Gerhard Pock, Geschäftsführer des WWF Österreich, die Situation mit Ironie dar.