Tetovo - Die mazedonischen Truppen in Tetovo haben am Wochenende ihre Angriffe auf die bewaldeten Berge über der zweitgrößten Stadt des Landes verstärkt. Doch die Feuerkraft der Regierungskräfte scheint kaum etwas gegen die stärkste Waffe der Albaner ausrichten zu können: die wachsende Unterstützung in der albanischen Bevölkerung.
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"Ich bin zum Kampf bereit", sagt der 33-jährige Gani Selman nach dem Aufruf der UCK "an alle dazu fähigen Bürger, zu den Waffen zu greifen". Selman hat dies von Freunden in der Hauptstadt Skopje gehört, da die Behörden die Verbreitung der albanischen Medien in der Umgebung von Tetovo gestoppt haben.
Die kriegerische Stimmung findet auch bei albanischen Intellektuellen Anklang, die jetzt im bewaffneten Aufstand die einzige Möglichkeit sehen, ein System zu überwinden, das nach ihrer Auffassung die anhaltende Diskriminierung der Albaner in Mazedonien festschreibt - das sind mindestens ein Viertel der zwei Millionen Einwohner. "Wir würden ja eine internationale Vermittlung begrüßen", sagt der Rektor der Universität von Tetovo, Fadil Sulejmani. "Aber ich fürchte, uns läuft die Zeit davon. Dies wird jetzt eine Art Heiliger Krieg."
Die vor sieben Jahren gegründete Universität Tetovo gilt als Zentrum des Widerstands gegen die Regierung in Skopje, die an den staatlichen Hochschulen keinen Unterricht in albanischer Sprache erlaubt. Die Universität unterrichtete ihre Studenten lange im Untergrund, bis im vergangenen Jahr eine Vereinbarung zum Bau eines neuen Universitätsgebäudes mit Unterstützung der EU und der USA erzielt wurde.
Uni unterstützt Rebellen
Die Unterstützung der Rebellen durch die Universität von Tetovo könnte auch andere albanische Institutionen dazu bringen, sich auf die Seite der UCK zu stellen - und gegen die Demokratische Albaner-Partei (DPA) von Arben Xhaferi, die an der Zentralregierung beteiligt ist und zum friedlichen Dialog aufgerufen hat. Auch sind Überläufer aus den Reihen der Streitkräfte und der Polizei möglich. In der UCK-Erklärung vom Samstag werden albanische Polizisten und Soldaten aufgerufen, den Dienst zu quittieren. "Die Slawen können nicht behaupten, dass dies der isolierte Aufstand einer Handvoll Leute ist", sagt der Leiter des Albanischen Medieninstituts in der albanischen Hauptstadt Tirana, Remzi Lani.
In Tetovo sucht der Krieg jetzt die einzige der ehemals zu Jugoslawien gehörenden Republiken heim, die sich friedlich von Belgrad lösen konnten. Hinter Sandsäcken verschanzt feuern Scharfschützen auf vermutete Stellungen der Rebellen. Die Patronenhülsen fallen zwischen die geleerten Bierflaschen der Einheit.
Beobachtung vom Café aus
Bisher gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass die Rebellen Teile der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht haben. Die meisten Bewohner haben schnell gelernt, ihren Alltag der neuen Lage anzupassen. In einem Café werden die Gäste mit Ferngläsern versorgt, damit sie gleichzeitig Kaffee trinken und die Gefechte besser beobachten können.
Nur für die slawo-mazedonischen Flüchtlinge aus Tetovo hat sich alles verändert. "Ich kann nicht verstehen, dass ich gehen muss, nachdem ich 33 Jahre mit den Albanern zusammengelebt habe", sagt Snezana Avramovska. Sie hat sich anderen Flüchtlingen angeschlossen, die vor dem Regierungsgebäude in Skopje verlangen, dass die Behörden die volle Kontrolle über Tetovo zurückerlangen.
Bei der Gründungsfeier der Universität Tetovo im Februar sagte Ministerpräsident Ljubco Georgievski, die Hochschule sei ein Test für das wechselseitige Vertrauen von Mazedoniern und Albanern. Da hätte kaum jemand gedacht, dass Tetovo so schnell durch diese Prüfung fallen würde.