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Fürst im Steuerparadies

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Zu Ostern hatte der schwerkranke Papst Johannes Paul II. dem im Sterben liegenden Fürsten von Monaco, Rainier III., noch einen speziellen Segen übermitteln lassen. Am Dienstag hatte die monegassische Fürstenfamilie noch an einer Trauermesse für den Papst teilgenommen. Nur wenige Stunden danach ist Rainier III., der am 31. Mai 82 Jahre alt geworden wäre, seinem schweren Leiden in der Herz-Lungen-Klinik Monacos erlegen.


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Luis Henri Maxena Bertrand Rainier III., dessen Eltern geschieden wurden als er zehn Jahre alt war, hatte im Mai 1949 als Nachfolger seines Großvaters den Thron bestiegen und war der dienstälteste Monarch Europas. Er übernahm sein Amt rund drei Jahre vor der großbritannischen Königin Elizabeth II. Seine Mutter, Prinzessin Charlotte, eine uneheliche Tochter von Fürst Louis II., die dieser 1919 legitimiert und 1922 als Erbprinzessin eingesetzt hatte - sie starb 1977 im Alter von 79 Jahren - hatte zugunsten ihres Sohnes auf den Thron verzichtet.

Rainier besuchte Schulen in England und in der Schweiz, absolvierte Universitätsstudien in Montpellier und Paris und kämpfte im zweiten Weltkrieg in der französischen Armee als Leutnant und später als Oberst bei den Truppen des freien Frankreich.

Am 5. Mai 1949 übertrug ihm sein schwerkranker Großvater Louis II., der knapp zwei Wochen später starb, die Regierungsgeschäfte über das seit langem mit Frankreich eng verbundene Fürstentum. Damals war Monaco eine Art Operettenmonarchie, die von einer großen Vergangenheit zehrte.

Neuen Glanz für Monaco, die kleinste Monarchie der Welt, brachte die Hochzeit des Fürsten mit der amerikanischen Schauspielerin Grace Kelly am 18. April 1956, die als Gracia Patricia zur geliebten Landesmutter wurde und dem Fürsten drei Kinder gebar - Caroline (1957), Albert (1958) und Stephanie (1965).

Eigentlich wäre der Fürst gerne Dompteur in der Zirkusarena nachgegangen - und 1974 hat er sich mit der Gründung des internationalen Zirkusfestivals von Monte Carlo seinen Wunsch doch noch irgendwie erfüllt. Vorerst aber galt es, die zerrütteten Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen, hatte doch die "Societe des Bains de Mer", der staatliche Hotel- und Kasinokonzern, nach Kriegsende ein großes Defizit. Rainier gelang es finanzstarke Persönlichkeiten - unter ihnen Aristoteles Onassis - im Fürstentum anzusiedeln, die eine Aktienmehrheit der Gesellschaft übernahmen.

Onassis und Co. brachten wieder Glamour in den Zwergstaat, der unter Rainier III. aufblühte. In den Sechzigerjahren gelang es dem Fürsten sogar, durch die Ausgabe neuer Aktien die Mehrheit der "Societe" zurückzugewinnen.

Das Steuerparadies war aber immer wieder den Franzosen ein Dorn im Auge, die in den Sechzigerjahren schließlich durchsetzten, dass in Monaco ansässige Franzosen nach den französischen Steuergesetzen zu behandeln sind.

Ende der Fünfzigerjahre musste der Fürst auch eine Beschneidung seiner Befugnisse durch den Nationalrat hinnehmen. Seit 1962 konnte er die mehrmals geänderte Verfassung aus dem Jahr 1911 nicht mehr suspendieren. Ebenfalls seit 1962 hat der Nationalrat als Volksvertretung echte parlamentarische Rechte, die Gesetzesinitiative blieb jedoch weiterhin dem Fürsten vorbehalten.

Persönlich trafen den Fürsten der Unfalltod seiner Frau am 14. September 1982 tief und auch die Eheaffären seiner beiden Töchter belasteten den seit Jahren kränkelnden Rainier, der nach und nach viele seiner Ämter an die Kinder abgab.