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Fürstliches Sommerloch

Von Ina Weber

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Es ist nicht nur "Thema", es ist sogar "Thema Spezial" im ORF, wenn Fürst Albert II. von Monaco seine Verlobung bekanntgibt. Denn das ist auch schon der einzige Anlass für das Senden der Dokumentation "Die Grimaldis - Adel verpflichtet" von Jean-Christoph Caron.


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Die Dokumentation lebt von der Tragödie einer Familie, die anfangs die Medien nutzte, um an die Macht zu kommen, und schließlich diese nicht mehr los wurde. Die Übertragung der Hochzeit zwischen Fürst Rainier und Grace Kelly im Jahr 1956 war nicht nur ein wahrgewordenes Märchen sondern auch das erste Großereignis, das im Fernsehen übertragen wurde, erzählt ein deutscher Journalist. Die Medien waren nicht nur von Anfang an dabei - man kann sagen, die Grimaldis wurden von den Medien gemacht -, sondern sie klebten seit 1955 an der Familie - "Paris Match" organisierte das erste Treffen zwischen dem Fürsten und der Hollywood-Ikone - und ließen sie bis heute nicht mehr los.

Die Dokumentation an sich war gut gemacht, weil unaufgeregt. Abgesehen von der Sprecher-Stimme, die mehrmals die gleichen Phrasen bemühte, waren rare Filmaufnahmen, neue Details und Interviews zu hören und zu sehen, die durchaus informativ und interessant waren. Doch bleibt der bittere Nachgeschmack, dass wieder einmal eine Tragödie bemüht wurde, nachdem sogar im Beitrag selbst mehrmals zur Sprache kam, man möge die Familie doch endlich in Ruhe lassen. Der Tod von Grace Kelly, die durch einen Autounfall ums Leben kam. Die Tatsache, dass ihre Tochter Stephanie neben ihr saß und ihre Mutter sterben sah und wieder die medial bemühte Frage, ob Stephanie den Wagen lenkte. Das ist Boulevard, kein "Thema" und schon gar nicht Sommerfüllmaterial.