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Aviva legt Angebot für Prudential. | US-Versicherer Zurich interessiert. | St. Paul angeblich an Zurich interessiert. | Größte Fusionen von Versicherungen der Geschichte. | London/Zürich. Nach einer Reihe von Rekord-Übernahmeangeboten im Energiesektor könnten nun auch im Versicherungsbereich Rekordfusionen bevorstehen. Anlass ist zum einen ein Übernahmeangebot des britischen Versicherers Aviva für die ebenfalls britische Gesellschaft Prudential; zum anderen soll laut Medienberichten der US-Versicherer St. Paul Gespräche über eine Übernahme der Schweizer Zurich-Financial-Services-Gruppe führen was St. Paul allerdings dementiert.
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Britischer Riese
In Großbritannien hat die nach Prämieneinnahmen größte Versicherungsgesellschaft Aviva ein Übernahmeangebot in der Höhe von rund 17 Mrd. Pfund (24,5 Mrd. Euro) für die Nummer zwei, Prudential, abgegeben. Sollte die Übernahme erfolgreich sein, wäre es die größte, die es je in der internationalen Versicherungswirtschaft gegeben hätte. Die neue Gesellschaft wäre nicht nur bei weitem die größte in Großbritannien, sie würde auch die bisher größte europäische Versicherung, die französische Axa, auf Platz zwei verdrängen. Prudential hat das Angebot zwar zurückgewiesen, Analysten rechnen aber damit, dass Aviva entweder sein Angebot erhöht oder, dass noch andere Bieter auftauchen. Möglich wäre, dass etwa die deutsche Allianz, die französische Axa oder auch die American International Group (AIG), die größte Versicherungsgesellschaft der Welt, Angebote für Prudential abgeben.
Amerikanischer Riese
Am Wochenende hatte bereits eine andere mögliche Übernahme im Versicherungssektor für Schlagzeilen gesorgt: das "Wall Street Journal" hatte berichtet, dass der US-Versicherer St. Paul Travelers erste informelle Gespräche über eine Übernahme der Schweizer Zurich-Financial-Services-Gruppe aufgenommen hat. Zurich gilt europaweit als führender Industrieversicherer, ist aber auch in Deutschland im Lebensversicherungsgeschäft tätig. St. Paul ist als reiner Sachversicherer auf den US-Markt spezialisiert. Eine Übernahme würde eine Gesellschaft schaffen, die eine ernsthafte Konkurrenz für die AIG auf dem US-Markt darstellen könnte. St. Paul wies allerdings am Montag den Bericht des Wall Street Journal als "unwahr" zurück. Dieser sei so abgefasst, als würde es sich um "definitive Tatsachen" handeln.
Analysten gehen davon aus, dass das Angebot von Aviva der Startschuss für eine Konsolidierungswelle in der Versicherungsbranche sein könnte. Auch Aviva-Chef Richard Harvey sieht das so. "Es könnte zu einer Konsolidierung in Europa kommen", sagte er vor kurzem in einem Interview. Erste Anzeichen dafür gibt es schon: Im September hat die deutsche Allianz die italienische RAS zur Gänze übernommen. Im November kaufte die Swiss Re die Rückversicherungsgesellschaft des US-Konzerns General Electric.