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Fusionspläne im Ländle

Von Karl Leban

Wirtschaft

Hypo Vorarlberg und Dornbirner Sparkasse liebäugeln mit dem Zusammenschluss zu einer schlagkräftigen Regionalbank. Es wäre die erste sektorübergreifende Bankenfusion in Österreich, doch Steine liegen am Weg.


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Wien/Bregenz. Ob der Flirt bald Geschichte ist oder doch mehr daraus wird, ist offen. Zwei Geldinstitute im Ländle sind einer möglichen Ehe jedenfalls nicht abgeneigt. Die Rede ist von der landeseigenen Hypo Vorarlberg und der Dornbirner Sparkasse. Kommt die Partnerschaft zustande, wäre dies für Österreich ein Novum: Es wäre die erste Fusion zweier Banken aus unterschiedlichen Sektoren. Entstehen würde eine breit aufgestellte Vorarlberger Regionalbank mit gut 16 Milliarden Euro Bilanzsumme, fast 1100 Mitarbeitern und 39 Filialen.

Schon bisher hat sich das Fusionskarussell in Österreichs westlichstem Bundesland gedreht. Zuletzt haben sich die beiden Raiffeisenbanken Dornbirn und Lustenau zu einer größeren Einheit zusammengeschlossen. Und es wird sich weiterdrehen: Auch die Raiffeisenbanken Bludenz und Montafon fusionieren. Sie sind gerade dabei, ihren Plan umzusetzen.

Die Landeshypo und die stadteigene Dornbirner Sparkasse sind davon freilich noch weit entfernt. Ihre Manager und Eigentümervertreter haben zwar bereits Sondierungsgespräche geführt - mit dem Ergebnis, dass ein gemeinsamer Weg vor dem Hintergrund zunehmender Regulierung durch das Kapitalregime "Basel III" und anderer EU-Auflagen grundsätzlich sinnvoll wäre. Mittlerweile sind diese Gespräche aber ausgesetzt. Der Ball liegt nun bei der Dornbirner Sparkasse.

Im Haftungsverbund derSparkassen gefangen?

Die Dornbirner Sparkasse ist eine von 46 Bundesländer-Sparkassen, die einem Haftungsverbund angehören, an dessen Spitze die Erste Bank steht. In diesem seit 2002 bestehenden Verbund werden die Einlagen der jeweils eigenen Kunden gegenseitig abgesichert, aber auch gemeinsame Geschäftsstrategien verfolgt.

Das Problem für die Dornbirner Sparkasse: Ein Ausscheren aus der "Familie" ist eigentlich nicht vorgesehen. "So ohne Weiteres ist das nicht möglich", sagt Vorstandschef Werner Böhler. Wenn, dann ginge das nur über Gespräche innerhalb der Sparkassengruppe. Dem Vernehmen nach soll der Haftungsverbund für die Dornbirner Sparkasse "keine prickelnde Lösung" sein. Die Stadt soll, so hört man, mit den Vorgaben unzufrieden sein - jedenfalls soll sie sich als Eigentümerin bei ihren Entscheidungen eingeschränkt sehen.

Im Sektor selbst haben die Pläne der Dornbirner einen Schock ausgelöst. Michael Ikrath, Generalsekretär des Sparkassenverbandes, will nun selbst das Heft in die Hand nehmen, um den Kollegen im Ländle den möglichen Ausstieg aus der Familie auszureden. Er setzt auf Gespräche.

"Wir wollen die Dornbirnerim Team behalten"

"Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass wir in der Gruppe eine gute Lösung für die Dornbirner Sparkasse und die Stadt zustandebringen - und damit eine Lösung, die für Mitarbeiter, Kunden und Vorarlberger Wirtschaft attraktiv ist", erklärt Ikrath. Auch Michael Mauritz, Sprecher von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, betont: "Wir wollen die Dornbirner im Team behalten."

Aber auch wenn die Sparkassengruppe mit ihren Gesprächen scheitern sollte und sich die Dornbirner Sparkasse mit der Hypo Vorarlberg zusammentut: Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen wäre eine Fusion nach Einschätzung von Beobachtern wohl nur schwer durchzubringen. Die EU-Kommission könnte ein Veto einlegen.

Gemessen an ihrer Bilanzsumme ist die Hypo mit mehr als 14 Milliarden Euro die Nummer eins im Ländle, die Dornbirner Sparkasse ist mit 2,2 Milliarden Euro wesentlich kleiner. Bei einer Fusion würde das größere Institut, also die Hypo, das kleinere schlucken. Die Vorarlberger Hypo gehört jedoch ebenfalls zu einer Familie - eben zum Hypo-Sektor. Und der hat von den staatlichen Beihilfen für die Kärntner Hypo Alpe Adria profitiert - und profitiert, streng genommen, auch jetzt noch davon. In juristischen Fachkreisen gibt es deshalb hinter vorgehaltener Hand Zweifel, ob die Hypo Vorarlberg eine Bank kaufen dürfte.

Hypo-Chef Michael Grahammer stellt das allerdings in Abrede. Letztlich habe der gesamte österreichische Bankensektor von den Staatsbeihilfen für die Hypo Alpe Adria profitiert, "da dürfte dann ja niemand eine Bank kaufen", so Grahammer. Böhler, sein Chef-Kollege in der Dornbirner Sparkasse, räumt indes ein, dass man sich mit wettbewerbsrechtlichen Fragen noch nicht befasst habe.

"Ein Zusammengehenhätte gewissen Charme"

Sowohl Grahammer als auch Böhler betonen, dass ihre Häuser profitabel seien und mit der Stand-Alone-Variante ebenfalls "gut leben" könnten. Eine Fusion sei daher nicht zwingend. Mit Blick auf die Zukunft sei es jedoch legitim, Optionen zu prüfen - nicht zuletzt wegen der Herausforderungen durch neue Regulierungen, von denen auch Regionalbanken betroffen seien. "Jeder hat erkannt, dass ein Zusammengehen gewissen Charme hätte", sagen Grahammer und Böhler. Auch bei den Kunden gäbe es eine "ideale Ergänzung": Während bei der Hypo die Firmenkunden dominieren, sind es bei der Sparkasse die Privatkunden.

Geht es nach Grahammer und Böhler, sollte nun rasch eine Entscheidung getroffen werden, wohin die Reise geht. Nach Möglichkeit noch im ersten Quartal.