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Aktienspekulation? Jetzt nicht wirklich. Dass eine Wette auf einen Kursverfall beim Fußballklub Borussia Dortmund und ein daraus resultierender erhoffter Millionengewinn einen Menschen zum Mörder machen können, ist schon - sollte sich der Verdacht der Polizei erhärten - ein starkes Stück. Nicht vorzustellen, wenn durch den Bombenanschlag von der Vorwoche ein Fußballer zu Tode gekommen wäre. Und das nur, weil jemand an der Börse das große Geld machen wollte? Wenn aufgebrachte Fans nach einem verlorenen Spiel den Autobus des gegnerischen Teams angreifen; oder wenn in Afrika, wie es vor Jahren dem Nationalteam von Togo in einer Unruheprovinz in Angola passiert ist, Kicker in den Kugelhagel von Rebellen geraten, dann ist das bei aller Tragik ja etwas, das man noch irgendwie als nachvollziehbar bezeichnen könnte. Dass für den Anschlag in Dortmund aber ein Aktiendeal verantwortlich sein soll, darauf wäre wohl niemand gekommen.
Nun sind aber Zielsetzung und Zweck der Tat nicht das Einzige, das Entsetzen und Kopfschütteln auslöst. Denn nicht nur wurde mit dem BVB ein unschuldiges wie weiches Ziel ausgesucht, sondern auch noch versucht, die Schuld mit fingierten Bekennerschreiben radikalen Islamisten in die Schuhe zu schieben. Das ist gerade in Zeiten wie diesen, in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt durch Terror, Fremdenhass und die Stigmatisierung bedroht sind wie kaum zuvor, nicht nur feige, sondern brandgefährlich.
Dass der Plan des mutmaßlichen Täters nicht aufgegangen ist und sich der Kurs der BVB-Aktie rasch wieder erholt hat, sorgt da auch nicht gerade für Erleichterung. Schließlich sind auch Aktien und Optionen nicht etwas, das auf der Welt nur Positives bewirkt. Die Papiere von Fußballklubs waren da ausgenommen. Bis jetzt.