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Eine Fußball-Großveranstaltung ist für die Teilnehmer im seltensten Fall eine Klassenfahrt. Dem Hochbetrieb auf dem Platz folgt jener in der medizinischen Abteilung; zur Begeisterung der eigenen Fans gibt’s die Beleidigungen durch die gegnerischen gratis dazu. Doch täglich womöglich mehrmaliges Fiebermessen gehört ebenso wenig zum Standard-Repertoire wie, stetig dem Verdacht ausgesetzt zu sein, eine in den meisten Fällen tödliche Erkrankung ins Land zu schleppen und zur wandelnden Zielscheibe aller möglichen Ängste zu werden.
Unter den gegebenen Umständen wäre eine Verschiebung des Afrika-Cups die einzig logische Konsequenz. Das starre Festhalten des afrikanischen Verbandes am ursprünglichen Termin, wenn die Epidemie in Westafrika laut Einschätzung der WHO längst noch nicht eingedämmt werden sein wird, ist nur durch eines erklärbar: durchs Geld. Bei einer Verschiebung würden dem Verband Einnahmen in Millionenhöhe entgehen, dazu kämen vielleicht Klagen von Vertragspartnern. Ja, Fußball ist ein Geschäft - doch der Preis in manchen Fällen zu hoch.
Natürlich sind Hysterie und Panikmache nicht angebracht, doch die Sorgen aller Beteiligten ernst zu nehmen. Der Fußball hat nun einmal nicht die Macht, die Krankheit zu bekämpfen. Aber er hat die Pflicht, zu sagen: Manchmal gibt’s Wichtigeres. Denn mit einer zwanghaften Austragung beraubt er sich selbst seiner eigenen, gern gebrauchten Argumente: Völkerverbindung? Fröhliches Sportfest? Das alles wird der Afrika-Cup 2015 ganz bestimmt nicht.