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Futurismus für Finanzstarke

Von Christina Böck

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Der Fingerabdruck hat ja eine ziemliche Karriere gemacht. Heute muss man schon wirklich alte Krimis anschauen, damit man sieht, wie unwillige Daumen in angetrocknete Stempelkissen gepresst werden. Wo die Abdrücke dann in so richtig analogen Flügelmappen abgelegt werden. Diesem eher schmutzigen Identifizieren wurde ja schon längst der Rang abgelaufen vom ungleich eleganteren DNA-Spuren-Verwerten. Und der Fingerabdruck machte fürderhin einen Karrieresprung und landete im Reisepass. Da bekam er, damit nicht nur die DNA nach etwas Besonderem klingt, das fesche High-Tech-Mascherl "biometrisch".

Und jetzt, jetzt ist es so weit. Jetzt wird der Fingerabdruck auch noch stylish. Denn Apple hat sein neuestes iPhone-Modell vorgestellt und das lässt sich per Fingerabdruck entriegeln. Nun ist der Fingerabdruck also im Alltag angekommen - und zwar auch noch im positiven Sinne: Man braucht sich keinen PIN-Code mehr merken, es reicht, wenn man immer einen seiner Finger bei der Hand hat.

Nun: Es ist natürlich auch ein bisschen Futurismus für Finanzstarke. Denn gleichzeitig hat Apple billigere Smartphones präsentiert, denen man zwar munter den Finger aufdrücken kann, sie erkennen ihn aber nicht. Da dämmert sie also herauf, die neue Klassengesellschaft: die kleine Oberschicht mit dem sprechenden Daumen und der Plebs, diese ewiggestrigen Über-den-Bildschirm-Wischer. Nicht auszudenken, was passiert, wenn dann das nächste Modell präsentiert wird mit der Erkennung per Speicheltest durch Abschlecken.