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G-8 beschlossen einen Aktionsplan für Afrika

Von Gernot Heller

Wirtschaft

Calgary - Der Aktionsplan für Afrika, den die sieben führenden Industrieländer und Russland (G-8) Donnerstag auf ihrem Gipfel in Kanada beschlossen, soll ein neues entwicklungspolitisches Kapitel aufschlagen. Es geht weniger um eine völlig neue Haltung des reichen "Nordens" zu den armen Ländern des "Südens" dieser Welt, namentlich in Afrika. Das Besondere sei vielmehr eine neue Haltung in Afrika, die den Aktionsplan ausgelöst habe.


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Der sei nämlich in erster Linie die Antwort auf eine Initiative afrikanischer Reformpoliktiker namens NEPAD (Neue Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas). Darin legten die Politiker, anders als es bisher von Entwicklungsländern meist getan wurde, schonungslos eigene Fehler offen, bekundeten die Bereitschaft zu Korrektur und machten deutlich, dass in den Ländern eine Abkehr von Korruption und Misswirtschaft, "gute Regierungsführung", Not tut.

Diesen Ansatz hatten die politischen Führer aus fünf afrikanischen Staaten -Nigeria, Ägypten, Senegal, Algerien und Südafrika - m vergangenen Jahr der G-8 auf ihrem Gipfel in Genua präsentiert. Die G-8-Regierungen hatten dann Afrika-Beauftragte benannt, um auf NEPAD zu antworten. Der Afrika-Aktionsplan ist diese Antwort.

Damit wollen die G-8-Länder, wie es aus dem Kreis der Plan-Autoren weiter hieß, honorieren, wenn Länder Afrikas nun selbst die Initiative zur Verbesserung ihrer Lage in die Hand nehmen und anstreben, sich langfristig unabhängiger von Entwicklungshilfe und damit selbstständiger in der Weltwirtschaft machen zu wollen. Es gehe bei dem Afrika-Aktionsplan nicht um eine neue "Geberkonferenz", eine Sache, bei der das Verteilen von weiteren Geldmitteln im Vordergrund stehe, sondern um die Unterstützung bei Eigeninitiativen der Länder.

Ungeachtet dessen spielt Geld natürlich eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des Programms. Die Zahlenbasis ist die, die im Frühjahr bei einer Entwicklungshilfekonferenz in Monterrey formuliert worden war. Dort hatten sich die USA und die Europäer verpflichtet, hieß es aus G-8-Teilnehmerkreisen, ihre Mittel für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit schrittweise derart anzuheben, dass 2006 rund zwölf Milliarden Dollar (12,36 Mrd. Euro) mehr zur Verfügung stehen - ieben Milliarden Dollar von den Europäern und fünf Milliarden Dollar von den Amerikanern. Ein erheblicher Teil dieser Aufstockung, vermutlich mindestens 50 Prozent, soll nun nach dem Afrika-Aktionsplan an die Länder in Afrika fließen, die sich mit einer "guten Regierungsführung" und Eigeninitiativen dafür qualifizieren.

Auf dem Gipfel wurde auch eine Grundsatzeinigung darüber erzielt, dass die G-8-Staaten den ärmsten Länder der Welt eine weitere Milliarde Dollar an Schulden erlassen.