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Gaddafis PR -nicht ohne seine Kinder

Von Wolfgang Tucek

Politik

Oberst Muammar Gaddafi, der Staatschef von Libyen, gilt als politisches Chamäleon erster Güteklasse. Seit den 70er Jahren als Financier des internationalen Terrorismus geächtet führt seine Imagekampagne der letzten Jahre, an der einige seiner Kinder nicht unwesentlich beteiligt sind, immer mehr zur Anerkennung seiner Person als vernünftigem Staatsmann. Seine politische Bedeutungslosigkeit in der Welt versucht er durch energisches Engagement in der von ihm initiierten Afrikanischen Union (AU) wettzumachen.


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Die Welt war überrascht von Gaddafis Auftritt beim Geiseldrama auf der philippinischen Insel Jolo im September 2000, wo westliche Touristen Monate lang von Abu-Sayyaf-Rebellen festgehalten wurden. Er vermittelte Verhandlungen mit den Geiselnehmern und brachte libysches Lösegeld ins Spiel. Rückblickend ist das nur ein - zwar auffälliges - Mosaiksteinchen in der Imagekampagne des Oberst. Er bemüht sich seit Jahren, sein Land aus der Isolation zu führen: Vorschläge zur Lösung des Nahost-Konflikts, die Entsendung einer Libyerin als Vorsitzende der UNO-Menschenrechtskommision und stete Hilfsbereitschaft bei Vermittlung oder Lösegeld, wie unlängst bei dem Entführungsfall in der algerischen Sahara gehören zu Gaddafis Instrumentarium. Wie Ernst zu nehmen die Verwandlung des einst verschrieenen Revolutionsführer ist, darüber gibt es geteilte Meinungen. US-Präsident Bush jedenfalls zählt Libyen, wenn auch nicht als Schwergewicht, immer noch zur "Achse des Bösen". Andere Regierungschefs sehen in Gaddafi durchaus langsam einen annähernd seriösen Staatsmann. Besonders enge Kontakte pflegt er zu Italien, wo er sich auch wirtschaftlich sehr engagiert.

Des Revolutionsführers Kinder helfen fleißig mit

Eine ganz spezielle Rolle in der libyschen Charmeoffensive spielen die Kinder des Revolutionsführers. So spielt sein 30-jähriger Sohn Saadi Gaddafi, der als Heißsporn gilt, Fußball beim italienischen Erstligisten AC Perugia und macht über sein sportliches Engagement Stimmung für seinen weltpolitisch isolierten Vater. Saadi ist der erste Sohn eines Staatschefs, der als Profi einem Fußballverein angehört.

Was er über den Sport transportiert, versucht Aisha Gaddafi, die schöne 25-jährige Tochter, über den Tourismus. Sie verkauft Tripolis charmant und vehement als Traum-Urlaubsziel, um so die Berührungsängste mit dem Wüstenstaat zu überwinden. Last but not least ist noch Saif Gaddafi, der Schöngeistige unter den Sprößlingen, beständig auf subtiler PR-Tour für das Haus Gaddafi. Saif, der an der IMADEC-Universität in Wien und in London studiert hat, gilt auch als Freund von Österreichs Enfant Terrible der Politik, Jörg Haider. Er interessiert sich laut Eigenaussage "überhaupt nicht" für Politik und trägt Besonnenheit und Kunstverliebtheit zur Schau. Er gilt als aussichtsreichster Nachfolger seines Vaters.

Welche Auswüchse die Fußballbegeisterung Saadis hat und wie das Regime mit Informationen umgeht, zeigt allerdings ein Vorfall bei einem Fußballspiel von Saadis' Ex-Mannschaft Al Ittahad Tripolis gegen die Mannschaft seines nicht so mächtigen Bruders Mohammed. Nach einer offensichtlichen Fehlentscheidung des Schiedrichters, um Al Ittahad den Sieg zuzuschanzen, kam es zu Tumulten, bei denen der Schiedrichter erdolcht und mindestens acht Menschen von Saadis Leibwächtern erschossen wurden. Offiziell hat dieser Vorfall nie stattgefunden.

Politisches Engagement und Geltungsdrang in der AU

Um seine weltpolitische Isolation zu kompensieren, setzt sich Muammar Gaddafi in der von ihm initiierten AU in Szene. Nachdem der Vorläufer OAU (Organisation der Afrikanischen Einheit) längst unglaubwürdig geworden war, wurde die AU nach dem Modell der EU voriges Jahr gegründet. Gadaffi erwartete beim diesjährigen Gipfel in Mosambik eine gewisse Dankbarkeit. Allerdings scheiterte er mit seinem Wunschkanditaten für den AU-Vorsitz. Dabei hatte er sich auf seiner flammenden Rede zur Gründung noch extra ins Fettnäppchen gesetzt, um seinen "afrikanischen Brüdern" zu gefallen: Als Verfechter der katastrophalen Landreform in Simbabwe, bei der die meisten weißen Farmer vertrieben wurden, meinte er mit Blick auf die Weißen in Afrika: "Wenn sie uns dienen wollen, okay. Wenn sie gehen wollen, dann tschüss".