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Galgenfrist für Alpine

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

Stillhalteabkommen der Gläubiger wird um eine Woche verlängert.


Wien. Ein Krisengespräch zwischen Gläubigerbanken und Finanzministerium zur Rettung der Alpine Bau ist am Freitag ergebnislos verlaufen. Nun wird das Stillhalteabkommen um eine Woche bis 6. März verlängert. Nach wie vor ist offen, ob das Finanzministerium ein Drittel der Republik-Haftung für den Alpine-Konzern schlagend werden lässt. Es geht um 47 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach lehnt Finanzministerin Maria Fekter öffentliche Hilfe für den schwer angeschlagenen Baukonzern ab. Bei den hektischen Verhandlungen, die übers Wochenende weitergehen, stehen 15.000 Arbeitsplätze, davon 7500 in Österreich, auf dem Spiel. Sollte die Alpine Bau pleitegehen, wäre dies - nach dem Konsum - die zweitgrößte Pleite in Österreichs Nachkriegsgeschichte.

Esther Alcocer Koplowitz ist nicht nur die Haupteigentümerin, sondern seit 1. Februar auch die Vorsitzende von FCC.
© FCC

Es droht Mega-Pleite

Alpine hat mit Kampfpreisen die Bauleistung in den vergangenen Jahren auf 3,6 Milliarden Euro hochgejagt, musste dadurch aber 2012 Verluste von 400 Millionen Euro hinnehmen.

Nun sind die Banken bereit, auf ein Drittel der Forderungen (520 Millionen Euro) zu verzichten. Der Konzern selbst hat das Management ausgetauscht, der als Sanierer geholte Josef Schultheis soll den Konzern-Umsatz halbieren, sich aus Osteuropa zurückziehen und auf Österreich konzentrieren. Auch der Verkauf von drei Beteiligungen gehört zum Plan, dies soll weitere 200 Millionen Euro bringen.

Neben der Weigerung des Finanzministeriums, an der Sanierung mitzuwirken, gilt auch der französische Kreditversicherer Coface als Wackelkandidat unter den Gläubigern.

"Die Geier kreisen schon"

Im Finanzministerium wird - neben einem Gutachten, wonach der Forderungsverzicht gesetzlich nur im Insolvenzfall gedeckt wäre - auf die EU-Beihilfenproblematik hingewiesen (inoffiziell, Anfragen werden nicht beantwortet).

Mitbewerber wie Strabag und Porr könnten die Mithilfe der Republik an der Sanierung als verbotene Beihilfe bei der EU anzeigen. Die Folge wäre ein langwieriges Verfahren. Diese Zeit hat die Alpine nicht mehr. "Die Geier kreisen schon", sagt ein Bau-Manager zur "Wiener Zeitung". In Oberösterreich und Salzburg sollen sich rund um den früheren Alpine-Chef Dietmar Aluta-Oltyan Gruppen bilden, die Teile des Baukonzerns im Pleitefall billig kaufen wollen. Auch die Asamer-Gruppe soll sich darunter befinden, so ein Branchengerücht.

Wenn die Rettung scheitert, steht nicht nur Österreich eine Mega-Pleite ins Haus, die auch Käufer von Alpine-Anleihen (290 Millionen) bluten ließe. Die Pleite würde laut Bankern auch den Eigentümer, die spanische FCC, schwer treffen. Der Konzern mit Sitz in Barcelona hat 90.000 Mitarbeiter und macht weltweit 14 Milliarden Euro Umsatz. Der Einbruch der spanischen Immobilienwirtschaft hinterließ bei FCC tiefe Spuren: Der Großkonzern ist stark verschuldet, der Aktienkurs sank in Jahresfrist von 20,55 auf 8,50 Euro.