"Sparmaßnahmen kommen bestimmt"; Gespräche für langfristige Lösung geplant.
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Wien. Seit Wochen schwebt die Drohung der MedUni Wien im Raum, Sparmaßnahmen am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) aus budgetären Gründen umzusetzen. Am Montag flatterte die offizielle Verständigung ins Haus: Alle betroffenen Klinikvorstände sowie der Betriebsrat wurden informiert, "dass eine Reduktion der Journaldienste um etwa 14 Prozent stattfindet", berichtet Rektor Wolfgang Schütz. Das Überraschende daran: Die Maßnahmen treten nicht - wie ursprünglich angekündigt - mit 1. Jänner, sondern erst mit 1. Februar in Kraft.
Das hat laut Schütz zwei Gründe. Erstens werde es noch eine "interne Gesprächsrunde" mit vier Klinikleitern geben, um zu definieren, "welche Leistungsreduktionen im klinischen Bereich zu erwarten sind". Das Ergebnis werde im Jänner verkündet.
Zweitens hat der Rektor alle Betroffenen zu einem Runden Tisch geladen: Vertreter des AKH, des Bundes (bezahlt das ärztliche Personal) und der Stadt (kommt für Pflege- und Erhaltungspersonal auf) sollen mit der MedUni über eine Lösung für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode 2013 bis 2015 diskutieren.
Der 2005 geschlossene Vertrag zwischen Bund und Stadt, der die AKH-Finanzierung regelt, läuft zwar erst 2015 aus - ab 2013 könnte allerdings die vom Bund erhoffte Hochschulmilliarde eine budgetäre Erleichterung bringen. Doch schon für heuer ist ein Minus von neun Millionen Euro zu erwarten, ab 2013 sollen es 30 Millionen Euro jährlich sein. "2012 müssen die Sparmaßnahmen also ganz sicher umgesetzt werden", betont Schütz-Sprecher Johannes Angerer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Alle Kliniken seien gleichermaßen davon betroffen, dass die 172 Journaldienste (Nacht- und Wochenenddienste) auf 146 reduziert werden. Dadurch könnten sechs Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. Drei weitere Millionen Euro sollen durch die Nichtnachbesetzung von Stellen hereinkommen, wie es bereits seit Oktober der Fall ist.
Patienten als Leidtragende
Dass die Journaldienste nun erst mit 1. Februar reduziert werden, "verschiebt das Problem lediglich um vier Wochen", sagt Thomas Szekeres, Vizepräsident der Ärztekammer (ÄK) für Wien und Vorsitzender des MedUni-Betriebsrates für das ärztliche Personal. Und das Problem sei ein gewaltiges, das durch die Sparmaßnahmen auf das AKH zurolle. Seien es doch die Patienten, die es als Erste spüren würden. "Zurzeit haben wir 1,2 Millionen ambulante Behandlungen pro Jahr, Tendenz steigend. Werden die Journaldienste reduziert, sind nicht mehr genug Ärzte für die Patienten da - andere Spitäler haben allerdings auch keine Reserven."
Tatsache ist, dass am Wochenende ausschließlich das AKH auf die Versorgung von Herzinfarkten eingerichtet ist. Daneben müssen nur das Sozialmedizinische Zentrum Ost und das Wilhelminenspital, die zum Krankenanstaltenverbund gehören, ab 18 Uhr und am Wochenende Notfälle behandeln. Diese sind mit weniger als halb so vielen ambulanten Behandlungen jährlich ebenfalls ausgelastet.
"Dadurch könnte es in der Ambulanz zu längeren Wartezeiten kommen oder dazu, dass nur noch echte Notfälle behandelt werden", meint Gerhard Neustifter, Sprecher der Wiener Patientenanwaltschaft, dazu. Er rechnet damit, dass sich dann Beschwerden häufen werden. Neustifter appelliert allerdings auch an die Vernunft der Patienten. Nicht jeder, der am Wochenende gesundheitliche Beschwerden bekommt, müsse sofort ins AKH. "Nur, weil man dort gut hinkommt, schnell aufgenommen und optimal behandelt wird." Dafür sei eine Ambulanz nicht gedacht. Primäre Anlaufstelle sei der Hausarzt.
Die AKH-Ärzte sind jedenfalls schon jetzt ausgelastet, sodass sie laut ÄK nicht mehr die gesetzlich vorgeschriebenen Schlafzeiten während der Journaldienste einhalten können. "Nachgeben ist keine Option", resümiert Szekeres. Heute, Dienstag, findet um 9 Uhr eine Protestaktion gegen die Sparmaßnahmen in der Aula des AKH statt. Eine offene Betriebsversammlung, zu der Prominente wie Ex-Politikerin Freda Meissner-Blau und der Schauspieler Otto Schenk erwartet werden.