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Galgenhumor der stillen Künstler

Von Verena Franke

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Künstler leiden still. Ist ihr Beruf doch Berufung und in Ausnahmefällen Brötchenverdienen. Brotlose Kunst eben, wussten schon unsere Großeltern mit erhobenem Zeigefinger zu warnen. Dazu kommen oft entwürdigende Audition-Erlebnisse, wenn man etwa aufgrund seines Körperbaus - der nicht dem Geschmack des Regisseurs oder des Choreografen entspricht - gedemütigt wird. Stimmen, die sich für leistungsbezogene Bezahlung und respektvollen Umgang - der sollte eigentlich vorausgesetzt sein - einsetzen, sind kaum zu hören.

Seit kurzem kann man zumindest im Netz darüber lesen: Facebook hat neuerdings eine "Unverschämt"-Gruppe. Initiator Johannes Maria Schatz sammelt hier gemeinsam mit den Mitgliedern den alltäglichen Gagen- und Audition-Wahnsinn in der deutschsprachigen Bühnen-, Musik- und TV-Landschaft. Niemand soll angeprangert werden, Künstler plaudern nur schlicht aus ihrem Alltag.

Am 19. Februar gegründet, verzeichnet die Seite bereits 2140 Mitglieder, die Schockierendes zu erzählen haben: Künstler, die auf Einladung eine lange Reise auf sich nehmen und dann den Regisseur nicht antreffen, weil er keine Zeit hat. Ein Musiker erzählt, dass er mit seiner sechsköpfigen Band bei einer Hochzeit spielen sollte. 2000 Euro? Ein Wahnsinn, meint da der Auftraggeber. Darauf der Musiker: "Ruf sechs Installateure an, sie sollen acht Stunden in deinem Haus arbeiten. Was sie auch verlangen - wir spielen für die Hälfte." Künstlerischer Galgenhumor, denn Musikmachen macht ihnen ja Spaß. Und dafür auch noch bezahlen?