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Game over für Putschisten

Von Wolfgang Tucek

Politik

Die Verhaftung von Mark Thatcher letzte Woche hat den Fokus der Weltöffentlichkeit auf das winzige, aber sehr ölreiche Äquatorialguinea gelenkt. Dort soll der Sohn der britischen Ex-Premierministerin mit einem libanesischen Geschäftsmann und einigen Söldnern einen Putsch gegen Präsident Teodoro Obiang Nguema geplant haben, der gründlich fehlgeschlagen ist.


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Thatcher hatte seine vier Luxusautos verkauft und seine Nobelvilla in Kapstadt für umgerechnet 2,8 Mio. Euro zum Verkauf angeboten. Seine Kinder waren bereits an US-Schulen angemeldet. Die Flugtickets in die Staaten fanden die südafrikanischen Polizisten, als sie letzten Mittwoch das Haus stürmten und Thatcher wegen der mutmaßlichen Verwicklung in einen Staatsstreich in Äquatorialguinea verhaftete. Der 51-jährige streitet jede Mitschuld an einem derartigen Komplott entschieden ab, steht aber weiter unter Hausarrest, während Frau und Kinder am Montag fluchtartig das Land in Richtung USA verlassen haben.

Noch ungemütlicher als Thachter dürften es die mutmaßlichen operativen Kräfte der Verschwörung haben: Der Söldnerführer und Ex-Offizier der britischen Spezialeinheit SAS Simon Mann, den Thatcher noch aus Schulzeiten kennt, sitzt in Simbabwes Hauptstadt Harare ein und der südafrikanische Waffenhändler Rick du Toit hat mit seiner Haft in Malabo sicher das schlimmste Los gezogen.

Ein Tipp des südafrikanischen Geheimdienstes hatte Anfang März zu einer Verhaftungswelle geführt: 77 mutmaßliche Söldner, die in Harare mit eine privaten Boeing zwischenlandeten wurden zeitgleich mit Mann verhaftet, der in der Stadt gerade Schnellfeuergewehre und Granatwerfer einkaufte. Und für Du Toit und 14 Helfer klickten in Malabo die Handschellen.

Nachtragender Herrscher

Er hatte als einziger die Verwicklung in eine Verschwörung gegen Obiang zugegeben - nicht ohne zuvor schwer gefoltert worden zu sein, wie amnesty international berichtet. Ein deutscher Verdächtiger starb gleich nach den ersten Verhören im Gefängnis. Und der Herrscher von Malabo, der 1979 durch einen Putsch gegen seinen Onkel Francisco Nguema an die Macht kam, ist nachtragend. Obiang, der sich selbst als "Gott" bezeichnet, will "alle hinrichten". Er warte nur darauf, auch Thatcher in die Hände zu bekommen, meinte er. Sollte Südafrika dem bereits gestellten Auslieferungsantrag statt geben, droht diesem in Äquatorialguinea die Todesstrafe. In Kapstadt bekäme er bei einem Schuldspruch zehn bis 15 Jahre Haft.

Mann wurde unterdessen am Freitag in Harare lediglich schuldig gesprochen, Kriegswaffen besorgt zu haben - dafür gibt es in Simbabwe bis zu zehn Jahre Haft. Das Urteil wird für den 10. September erwartet. Seine Mitstreiter wurden freigesprochen.

Gewagter Umsturzplan

Dabei schien der mutmaßlich von Thatcher und dem in London lebenden libanesischen Geschäftsmann Ely Khalil finanzierte Plan machbar: Du Toit sondiert Malabo und empfängt Mann mit seinen Söldnern am Flughafen. Dann werden die neuralgischen Punkte der Insel besetzt und die wichtigsten Entscheidungsträger ausgeschalten. Der im spanischen Exil lebende Oppositionsführer Severo Moto übernimmt den Zwergstaat mit rund 700 Mio. Dollar Öleinnahmen pro Jahr und ist seinen Königsmachern einiges schuldig.

Und Mann hat erstklassige Referenzen. Seine Söldnerfirmen "Executive Outcome" und "Sandline International" hatten sich etwa während der Bürgerkriege in Angola und Sierra Leone den Ruf äußerster Effektivität erworben.