)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Burgtheater-Finanzdebakel war ein unrühmlicher Höhepunkt, doch nun kommt heraus, dass es mit den Bundestheatern generell nicht zum Besten steht. Während die üblichen Sanierungs-Maßnahmen anlaufen - Verkauf von nicht notwendigem Betriebsvermögen, Straffung der Inszenierungen, weniger Premieren -, bleiben strukturelle Probleme unbeleuchtet. Zwei liegen beim Gesetzgeber.
Das erste Problem liegt in der Ausgliederung von Bundesstellen, für die die Bundestheater Holding im Jahr 1999 Pate stand. Beamtete Strukturen wurden ohne jede Veränderung in eine Kapitalgesellschaft eingebracht, anfangs mit Vermögen ausgestattet. Der Aufsichtsrat durfte wenig, vor allem keine Manager bestellen. Diese vornehme Entscheidung blieb beim Minister.
Offiziell aber war die Politik draußen, doch nach innen behielt sie das Heft in der Hand. Das führte dazu, dass sich Aufsichtsräte nicht zuständig fühlten, und auch die Regierung nicht. Geschäftsführer und Betriebsräte regierten ziemlich autokratisch. Wohin das führt, zeigte die Ära Hartmann im Burgtheater.
Ohne Strategie werkelten die ausgelagerten Gesellschaften dahin. So wurden 1999 die Werkstätten der Sprach- und Singbühnen in einer Gesellschaft zusammengefasst, eine grundsätzlich gute Idee. Von Synergien und Angebote für andere Bühnen war die Rede - es blieb dabei. Auch die Wiener Philharmoniker behielten ihr Paradies in der Staatsoper.
Nun sind die Reserven aufgebraucht, der Schrecken ist groß. Nun soll die Bundestheater-Holding gestärkt werden, doch ohne Strukturänderung wird bloß das Angebot geringer werden.
Auch sollten durch die Ausgliederung private Sponsoren gewonnen werden, um den Theatern neue Einnahmenquellen zu öffnen. Der Gesetzgeber, der schon die Ausgliederung der Bundestheater eher als Feigenblatt verstand, schuf auch hier Probleme. Wie Casinos-Vorstand Hoscher im "Wiener Zeitung"-Interview vorigen Samstag eindrücklich beschrieb, wird es den Unternehmen gesetzlich schwerer gemacht, Kulturaktivitäten zu sponsern. Gleichzeitig mahnt die Politik deren gesellschaftliche Verantwortung ein.
Die Bühnen der Bundestheater sind die wichtigsten im deutschsprachigen Raum. Die Politik schmückt sich damit. Daher sollte sie ein Paket schnüren, das über Symptomkuren hinausgeht und Österreich gibt, was es will - großes Theater.