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Vollbeschäftigung trotz Nettozuzugs | in Griffweite. | Qualifikation und Flexibilität wichtig. | Wien. Wer erinnert sich nicht: "Jobs, Jobs, Jobs" - so lautete das politische Credo von Ex-Kanzler Viktor Klima. Tatsächlich rangierte die Angst vor Arbeitslosigkeit rund 20 Jahre lang ganz oben auf den Sorgenlisten der Österreicher.
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Damit könnte es demnächst allerdings vorbei sein. Die Arbeitslosenzahlen sind im Oktober zum zwanzigsten Mal in Folge gesunken. "Wir kommen der Vollbeschäftigung immer näher", jubilierte zu diesem Anlass Arbeitsminister Martin Bartenstein.
Als Maßstab für Vollbeschäftigung gilt eine Arbeitslosenquote von unter 4 Prozent. Österreich hielt im Vormonat bei 4,2 Prozent. Besser stehen in Europa nur die Niederlande (3,2), Dänemark (3,3) und Irland (4,1) da. Sorgenkinder bleiben die Slowakei (10,8), Polen (10,5), Frankreich (8,7) und Spanien (8,2).
Die Entspannung am Arbeitsmarkt ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass laut einer Studie des Tiroler AMS zwischen 2001 und 2006 jährlich rund 45.000 Arbeitskräfte netto nach Österreich zugewandert sind. Dieser Trend wird weiter anhalten, hat doch die Regierung erst kürzlich die Öffnung des Arbeitsmarktes für 50 weitere Gruppen qualifizierter Facharbeiter aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten ab 2008 beschlossen. Ab 2009 soll der Arbeitsmarkt für alle Fachkräfte geöffnet werden, Beschränkungen soll es dann nur mehr für ungelernte Arbeiter geben. Spätestens 2011 wird es auch damit vorbei sein.
Bis vor kurzem hätte es dagegen erbitterten Widerstand gegeben. Bis auf einige Aussendungen, die eher den Charakter von Pflichtübungen hatten, ist es an der Front der Parteien- und Interessensvertreter aber erstaunlich ruhig geblieben. In dieses verwandelte Meinungsklima passt auch eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Market, die von einer sinkenden Angst der Österreicher um ihren Arbeitsplatz berichtet. Sahen 2006 noch 21 Prozent der Befragten ihren Job gefährdet, so sind dies nun nur mehr 9 Prozent.
Gehen wir also - arbeitsmarktpolitisch gesprochen - goldenen Zeiten entgegen? Ganz klar mit ja beantwortet der Bonner Arbeitsmarktexperte Hilmar Schneider diese Frage (siehe Interview unten): "Die heutige Jugend wird, sofern keine unabsehbare Katastrophe passiert, in relativ rosigen Zeiten leben - so lange sie eine gute Ausbildung absolviert."
Davon ist auch Wifo-Expertin Gudrun Biffl überzeugt: "In den kommenden Jahrzehnten wird Beschäftigungssicherheit in dem Sinn herrschen, dass Arbeitslosigkeit als Dauerschicksal weitgehend verschwinden wird." Die Kehrseite der Medaille: Auch das Phänomen der Dauerbeschäftigung bei einem Arbeitgeber ist zum Untergang verurteilt. Konsequenz für die Arbeitnehmer: Es wird relativ leicht sein, einen neuen Job zu finden - sofern die notwendige Flexibilität vorhanden ist.
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