Liste Dinkhauser: Gurgiser gründet eigenen Klub. | Politologe Karlhofer sieht Opposition massiv geschwächt. | Innsbruck/Wien. Die zwei Alpha-Männchen waren bei der Landtagswahl im Juni 2008 angetreten, um die Tiroler Politik aufzumischen. Zumindest am Wahlabend ist das Fritz Dinkhauser und Fritz Gurgiser auch gelungen: Die ÖVP stürzte fast zehn Prozent ab, die "Liste Fritz" katapultierte sich mit 18,4 Prozent aus dem Stand auf den zweiten Platz. Und das sollte nur der Anfang vom Märchen einer neuen, bürgernäheren Politik sein.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Mittlerweile ist dieser Traum ausgeträumt: Fast genau ein Jahr nach dem Wahlsieg wurde Gurgiser aus dem Bürgerforum ausgeschlossen. Dinkhauser warf ihm mangelnde Teamfähigkeit vor und verfügte trocken, dass es "nur einen Ober und einen Unter geben kann". Unnötig zu sagen, dass er sich selbst als "Ober" und Gurgiser, den Chef des Transitforums, als "Unter" sah.
Am Freitag folgte die Antwort Gurgisers: Gemeinsam mit Thomas Schnitzer - Ehrwalder Bürgermeister und ehemals SPÖ-Mitglied - verkündete er die Gründung eines eigenen Klubs; die Liste Fritz schrumpft damit von sieben auf fünf Mandate. Sogar die Trademark "Bürgerforum" wollen die beiden nicht länger Dinkhauser überlassen und sich künftig "Bürgerforum Tirol" nennen.
Dinkhausers Probleme
Der Konflikt mit Gurgiser war nicht das einzige Problem Dinkhausers: Mit seiner ehemaligen Pressesprecherin liegt der Ex-AK-Präsident arbeitsrechtlich im Clinch; und die Parteienförderung für sein Bürgerforum geriet ins Zwielicht, weil Dinkhauser bis heute noch keinen ordentlichen Parteitag abgehalten hat.
"Eigentlich ist die Liste Dinkhauser ja angetreten, um die Landespolitik aufzuwirbeln; jetzt ist sie zwar stärkste Oppositionskraft, die Performance blieb bis heute allerdings lahm", stellt der Innsbrucker Politologe Ferdinand Karlhofer dem selbsterklärten Polit-Rebell ein ernüchterndes Zeugnis aus. Vor allem, dass die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gegen den ehemaligen ÖVP-Landesrat Steixner wegen der Agrargemeinschaften ausgerechnet an zwei Gegenstimmen aus der Liste Fritz - Gurgiser und Schnitzer - scheiterte, bleibt diesbezüglich in Erinnerung.
Für die ÖVP, die seit der Wahl in Koalition mit der SPÖ regiert, gebe es nun eine interessante Konstellation im Landtag: Gurgiser wird allseits eine gewisse Nähe zur ÖVP zugesprochen. "Das sind ganz neue Perspektiven für die ÖVP", so Feldhofer.