Mehr Park&Ride-Anlagen und Umstiegsmöglichkeiten könnten laut ÖAMTC Autobahnen entlasten.
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Wien. "Und Stau auf der A22 Donauuferautobahn." Die stets fröhliche Stimme im Verkehrsfunk wird sich gedanklich schon darauf einstellen, diesen Satz in den nächsten Monaten sehr oft zu sagen. Denn der Stau, der sich gestern auf der A22 bis zur niederösterreichischen Grenze zog, wird wohl nicht der letzte gewesen sein. Bis Ende Juni 2016 wird nämlich die Sanierung des Kaisermühlentunnels und der Abfahrt auf die Südosttangente vor allem Pendlern Zeit und Nerven abverlangen.
Aber geht das denn nicht auch ohne Stau? "Die Autobahnen sind die am meisten befahrenen Straßen Wiens. Auf der A22 sind täglich 120.000 Fahrzeuge unterwegs", gibt Peter Lenz, Baustellenkoordinator der Stadt Wien, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" zu bedenken. Da schlägt schon die Sperrung einer einzigen Spur große Wellen. "Das hat große Auswirkungen auf den Verkehr, da sich im Schnitt 40.000 Fahrzeuge auf die verbliebenen Spuren verteilen müssen", erklärt auch ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé.
Staus könnten demnach nie ganz vermieden werden. Baustellenkoordinator Lenz bemüht einen Vergleich: "Das ist in etwa so, als versuche man, einen Zehn-Liter-Kübel Wasser in ein Ein-Liter-Gefäß zu gießen - und das auch noch mit Schwung."
Im Sommerwäre es sinnvoller gewesen
An den Sanierungsarbeiten führe laut Peter Lenz aber kein Weg vorbei. Und laut ÖAMTC auch kein direkter Weg drum herum. Es gäbe nur weiträumige Umfahrungsstrecken, etwa über die Donaubrücke oder den Handelskai. "Was man der Asfinag, die für die Baustelle zuständig ist, jedoch zugute halten muss ist, dass sie sich mit der Stadt Wien und den ÖBB dahingehend abgestimmt hat, dass auf den umliegenden Ausweichstrecken keine Baustellen vorhanden sind", meint David Nosé. Auch Peter Lenz betont, dass man darauf bedacht sei, die Ausweichrouten baustellenfrei zu halten.
Kritisch betrachtet der ÖAMTC jedoch den Termin der A22-Baustelle. "Da hätte man sich vielleicht überlegen sollen, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, sie in den Sommer des kommenden Jahres zu verschieben, wo die Verkehrsspitzen niedriger sind, anstatt sie in einen Zeitraum zu legen, wo mit starkem Berufsverkehr zu rechnen ist", sagt David Nosé. Allerdings hätte der Kaisermühlentunnel dann vor Sommer 2017 nicht saniert werden können, da in den heurigen Sommermonaten bereits die A23 beim Knoten Kaisermühlen bis zum Gewerbepark Stadlau auf Vordermann gebracht werde.
Laut David Nosé wurde die Baustelle von der Asfinag umfangreich und rechtzeitig angekündigt. Wieso dann trotzdem der Stau? "Meistens glauben es die Leute erst wirklich, wenn Sie schon im Stau stehen", sagt dazu Peter Lenz. "Dabei gibt es auf der A22 stadteinwärts bereits bei Korneuburg die ersten Transparente, dass es zu Staubildung kommen kann." Das sehen aber nicht alle so.
Unterdessen kritisert die Wiener ÖVP die Wiener Verkehrspolitik als "Baustelle ohne Plan und Ende". Die Schwarzen fordern die Stadt dazu auf, "bereits viel früher ausreichende und funktionierende Ausweichrouten sicher zu stellen und dies auch dementsprechend zu kommunizieren".
"Pendler schonim Umland abholen"
Neben einer Erneuerung der Forderung nach der Umsetzung des Lobautunnels als Verkehrsentlastung pochte die ÖVP auch auf einen U-Bahn-Ausbau über die Stadtgrenzen und mehr Park&Ride-Anlagen. Wieso werden eigentlich bestehende Anlagen nicht von den Pendlern genutzt?
"Die Anlagen in Hütteldorf und Siebenhirten sind meines Wissens schon gut ausgelastet", sagt David Nosé. Parkanlagen im Norden seien hingegen von den Pendlern noch nicht so stark angenommen worden. "Die stärksten Pendlerströme kommen aus dem Süden nach Wien, da braucht es ein größeres Park&Ride-Angebot, vor allem, wenn die U1 bis Oberlaa verlängert wird", gibt er zu bedenken.
Auch könne man die Pendler verstärkt bereits vor den Stadtgrenzen abholen. "Die Parkanlagen im niederösterreichischen Umland beispielsweise sind für die Pendler kostenlos. Das wäre auch eine Möglichkeit", so Nosé. Park&Ride halte er jedenfalls für attraktiver, als in der Stadt auf einen Parkplatz zu hoffen. Wichtig sei jedenfalls, den Pendlern eine direkte Anbindung an die Öffis zu bieten. Aber wird auf der A22 nun bis Ende Juni Chaos herrschen? Das sei schwer zu sagen, meint Nosé. "Es ist jedoch an diesem ersten Tag viel zusammen gekommen. Regenwetter und ein Unfall auf den Ausweichrouten", gibt er zu bedenken. Der ÖAMTC-Verkehrstechniker erinnert aber auch an den Umbaubeginn beim Knoten Prater. "Die ersten Tage gab es Staus, aber mit der Zeit hat es sich eingespielt und ist besser geworden. Von dieser Hoffnung muss man auch hier ausgehen", so Nosé.