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Ganz Österreich steht heute still

Von Alexandra Grass

Politik

Die öffentlichen Verkehrsmittel stehen still, der Unterricht an den Schulen fällt aus, die Post wird nicht zugestellt und die Exekutive versieht nur Notdienst - das sind lediglich einige der vielen Gewerkschaftsmaßnahmen gegen die Pensionsreformpläne der Bundesregierung, die heute wohl jeden Österreicher treffen. Auch manche Privatbetriebe haben ihre Arbeit niedergelegt. Der ÖGB hält damit den größten Streik der Zweiten Republik ab.


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Öffentliche: Bis 24 Uhr fährt heute österreichweit kein Personenzug oder Postbus. Nur die "Wiesel"-Busse von und nach St. Pölten werden unterwegs sein. Auch die Öffentlichen in den großen Städten werden still stehen - in Wien bis Mittwoch um 4.30 Uhr.

Daher kommt es auf den Straßen zu massiven Beeinträchtigungen. Viele Proteste werden Verkehrswege blockieren. So wird etwa die Zufahrt zum Flughafen Wien - von der Ostautobahn (A4) kommend - zu sein. Einzige Zufahrtsmöglichkeit zum Flughafen ist dann die B9 via Schwechat. Auch die Wiener Triester Straße wird blockiert. Auch der Flugverkehr kommt am Vormittag praktisch zum Erliegen. Die Kurzparkzonen werden zumindest nicht überwacht, die Taxi- und Busspuren freigegeben.

Post: Die Post wird wohl erst am Mittwoch ins Haus flattern. Abwehrstreiks gibt es in allen Verteilzentren und bei der Güterbeförderung bis etwa 16.30 Uhr. Bis 17 Uhr wird auch bei der Telekom die Telefonauskunft ausfallen.

Versorgungsdienste: In Wien, Salzburg und Graz gibt es heute keine Müllabfuhr. Bestreikt wird auch Wiengas, Wienstrom und die Kanalisation. Gebrechensdienst und Energieversorgung sind ausgenommen.

Öffentlicher Dienst: Auch der öffentliche Dienst kommt zum Stillstand. Die Exekutive versieht nur einen eingeschränkten Dienst, an den Grenzen kommt es zu eingeschränkten Abfertigungen, in den Ämtern gibt es keinen Parteienverkehr.

Schulen, Unis: Auch die LehrerInnen streiken wieder. Österreichweit findet heute kein Unterricht statt - Maturaprüfungen ausgenommen. Eine Betreuung trotzdem kommender SchülerInnen gibt es. In Wien machen auch die Kindertagesheime ihre Türen dicht.

An den Unis gibt es keinen Verwaltungs- und Lehrbetrieb.

Spitäler: In Spitälern, Ambulatorien, Rehab- und Pflegeeinrichtungen der Sozialversicherungsträger findet nur ein eingeschränkter Betrieb statt. Die Uni-Kliniken und öffentlichen Spitäler sind nicht betroffen.

Schifffahrt: Für die Last- und Personenschifffahrt heißt es "bitte warten". Bis 15 Uhr bleiben die Schleusen auf der Donau zu.

Privatbetriebe: Gestreikt wird auch in vielen Privatbetrieben - vor allem OÖ wird stark betroffen sein. Allen voran werden die Betriebe der voestalpine, die Belegschaft der Papierfabrik Steyrermühl, der Chemiefaser Lenzing, des Aluminiumherstellers AMAG in Ranshofen und des Bauunternehmens STRABAG streiken.

In der Steiermark wird voraussichtlich im Edelstahlkonzern Böhler-Uddeholm in Kapfenberg die Arbeit niedergelegt.

In NÖ könnte es bei den Betrieben der OMV Gänserndorf, Neusiedl an der Thaya und der Raffinerie in Schwechat Aktionen geben.

In Kärnten streikt die Papierindustrie in Frantschach. Beim Chiphersteller Infineon in Villach gibt es Betriebsversammlungen, die Produktion wird nicht still gelegt. Auch bei Heraklit in Fürnitz und Ferndorf gibt es Versammlungen.

In Tirol gibt es Aktionen in den größeren Industriebetrieben wie Swarowski, Plansee und Tiroler Röhrenwerke.

Im Burgenland steht in 27 der 171 Gemeinden der Betrieb.

In der Brau Union und der Wiener Ottakringer Brauerei steht der Fuhrpark den ganzen Tag lang.

Handel: Auch der Handel ist betroffen. Die GPA hat bereits für den frühen Morgen eine Veranstaltung im Wiener Donauzentrum angesetzt. Um 15:30 Uhr ist eine Demo auf der Mariahilfer Straße - zwischen Kaiserstraße und Babenberger Straße - geplant. Blockaden soll es auch bei den Auslieferungslagern der großen Lebensmittelhandelsketten Spar und Billa etwa in Wiener Neudorf oder St. Pölten geben.

Kultur: Im Bereich Kultur haben in der Bundeshauptstadt die Büchereien geschlossen. VertreterInnen von Theater und Opern halten um 10 Uhr eine Betriebsrätekonferenz ab, bei der eine Resolution beschlossen wird, die dann abends jeweils bei Vorstellungsbeginn verlesen wird.

Die Museen der Stadt Wien haben streikbedingt ebenso geschlossen wie die Österreichische Galerie Belvedere. Auch im MAK wird damit gerechnet, dass das Museum tagsüber geschlossen bleibt. Im Kunsthistorischen Museum ist nur die Sonderausstellung "Kaiser Ferdinand I. 1503-1564" zugänglich.