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Das hat Miroslav Klose noch gebraucht: Jetzt ist er also eine Anomalie. So bezeichnet ihn zumindest die "Gazzetta dello Sport". Nicht unwesentlicher Zusatz: "in einem kranken Fußball". Denn der Deutsche hat etwas getan, was tatsächlich Seltenheitswert hat, er hat sich selbst ein Tor aberkannt, da der Schiedsrichter ein Hands nicht gesehen hat. Die gegnerischen Spieler von Napoli fielen ihm um den Hals, die Presse jubelt. Nur Klose selbst versteht die ganze Aufregung nicht. "Der Ball ist mir an die Hand gesprungen, für mich ist es das Normalste auf der Welt, dem Schiedsrichter das zu sagen", erklärt er. Für ihn vielleicht. Allgemein aber ist es längst nicht mehr so, hält man sich die "I-woa’s-ned"-Gesten vor Augen, die sonst so kursieren. Auch abseits des Platzes wird der Fair-Play-Gedanke bisweilen mit Füßen getreten, auf den Rängen und manchmal auch in den Zentralen der obersten Fußball-Organen. Und man kann sich ja auch anders ein Denkmal setzen: In Frankreich sorgt derzeit eine Statue von Zinédine Zidanes Kopfstoß gegen Marco Materazzi im WM-Finale von 2006 für Aufsehen. Klose wird jetzt vielleicht anders ausgezeichnet werden und einen Fair-Play-Award bekommen - und möglicherweise wütende Fanproteste. Die Tifosi können ja bekanntlich ganz schön impulsiv werden.
Dabei schadet es gar nichts, wenn sich Fans, Spieler und Funktionäre in Italien den Fair-Play-Gedanken immer und immer wieder vor Augen führen. Der Wett- und Absprachenskandal hat zwar schon zu einigen Verurteilungen geführt, ausgestanden ist er aber lange noch nicht.
Darüber kann auch eine noch so noble Geste eines einzelnen Spielers nicht hinwegtäuschen. So etwas ist dann eben tatsächlich eine Anomalie.