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Ganz Wien wählt am 10. Oktober - aber was genau gibt es zu wählen?

Von Christian Rösner

Analysen

Die Stadt ist vollgepflastert mit Wahlplakaten - knallgelbe Hintergründe, die ÖVP-Spitzenkandidatin Christine Marek (aber auch Bürgermeister Michael Häupl) zum Leuchten bringen. Es finden sich große blaurote Wände mit Heinz-Christian Straches Gesicht mit Sprüchen darauf, ein paar weinrot gehaltene Wohlfühlbilder mit Bürgermeister Michael Häupl. Und Plakate mit Grünen-Spitzenkandidatin Maria Vassilakou im Vordergrund, bei denen man schnell den Text vergisst, sowie das BZÖ, das sich ohne weiteren Bezug auf Macht, Wahrheit und Verschwendung bezieht.


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Alles bunte Bilder, die konkrete Inhalte vermissen lassen. Wo sind die eigentlichen Themen, die Inhalte und somit die Sinnhaftigkeit einer Wahl? Mit der Debatte um das "Wiener Blut" hat Strache ein Thema vorgegeben. Und danach ist es ruhig geworden - als ob ein kurzes Aufkochen des Emotionstopfes reichen würde, um die Wiener an die Wahlurnen zu bringen.

Ein weiteres Thema soll wohl Wien an sich sein: Die SPÖ sagt: "Jetzt gehts um Wien." Die FPÖ plakatiert: "Uns gehts um Wien." Der ÖVP geht es dann noch um frischen Wind. Das BZÖ will die Mächtigen kontrollieren, die Wahrheit sagen und die Verschwender stoppen. Lediglich die Grünen versprechen nach genauem Hinschauen das Umkrempeln des Schulsystems, die Öffi-Jahreskarte um 100 Euro und billigere Mieten.

Erinnert man sich an die Nationalratswahl 2006, hat Wolfgang Schüssel siegessicher in ähnlicher Weise auf Inhaltslosigkeit gesetzt (Plakatslogan: "Weil ers kann") - und schließlich zur Überraschung vieler gegen Alfred Gusenbauer verloren. Dass es auf Wiener Ebene anders sein könnte, wäre allerdings auch wieder keine Überraschung.

Inhaltslos erscheinen ebenso die Auftritte der Spitzenkandidaten, aber schließlich gilt es doch im Wahlkampf, die Mitstreiter zu vernadern und die eigene Person in den Vordergrund zu bringen.

Auch Bürgernähe lassen viele Spitzenkandidaten vermissen. FPÖ-Chef Strache nimmt zwar an zahlreichen Diskussionsveranstaltungen teil, lässt aber dabei seine üblichen Handshake-Runden aus.

Die SPÖ verzichtet wiederum auf große Auftritte und versucht mit Gemeindebau-Festen zu punkten - nur mit Giveaways. Ab und zu sieht man dann die Grünen Luftballons verteilen, der große Zulauf bleibt aber auch hier aus. Ansonsten ist es ruhig in der Stadt - vielleicht, weil noch alle gebannt in die Steiermark schauen?

So scheint dieser Text den Inhalt des Themas gelungen widergespiegelt zu haben: Er hinterlässt den Eindruck der Inhaltslosigkeit.