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Lehrer fordern Mitspracherecht - Meinungsvielfalt in der ÖVP.
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Wien. Wer darf bei der Einführung der Gesamtschule mitreden? Diese Frage dominiert aktuell die Schuldebatte. Unterrichtsministerin Claudia Schmied und Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (ÖVP) wollen verschränkte Ganztagsschulen (Wechsel von Unterricht und Freizeit) auch ohne die Zustimmung der Lehrer einführen können.
Die Reaktion darauf kam prompt. Es sei "ein Skandal", die pädagogisch Verantwortlichen "von der Entscheidung auszuschließen", kritisierte Willhelm Zillner, Sprecher der AHS-Direktoren.
Aktuell kann eine Klasse oder eine Schule nur dann in der von der SPÖ bevorzugten verschränkten Form geführt werden, wenn je zwei Drittel der Lehrer und der Eltern dies unterstützen. Zudem müssen alle Schüler einer Klasse für den Betreuungsteil während der ganzen Woche gemeldet sein. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, wird vormittags unterrichtet und der Nachmittag ausschließlich der Betreuung gewidmet.
"Es geht nicht, dass die Löwelstraße das verordnet"
Im Gegensatz zu Unterrichtsministerin Schmied und Mödlhammer will Vizekanzler Michael Spindelegger alle Schulpartner - Eltern, Lehrer und Schüler - vor Ort über die gewünschte Organisationsform entscheiden lassen. Keine Verordnung also, sondern individuelle Wahl je nach Rahmenbedingungen. "Dass die Löwelstraße (Sitz der SPÖ-Zentrale, Anm.) oder das Ministerium verordnen, dass Kinder den ganzen Tag in der Schule sind, geht nicht." Die Entscheidung wäre am besten im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) aufgehoben, so Spindelegger. Damit wären auch die Schüler in die Entscheidung eingebunden. Grundsätzlich möchte die ÖVP "mehr Nachmittagsbetreuung." Der SGA könne sich aber auch für die verschränkte Variante aussprechen. Mit Blockaden von Lehrern an Schulen, wo Eltern und Schüler Nachmittagsunterricht wollen, rechnet der ÖVP-Chef nicht.
Als Verfechter der Schulautonomie zeigt sich auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter. Je nach Bedarf seien "beide Modelle sehr sinnvoll." Platter forderte zudem 15a-Verträge zwischen Bund und Ländern zur Regelung der finanziellen Fragen.
Rückendeckung für das verschränkte Modell kommt von den Elternvertretern. Christian Morawek, Sprecher der Elternvereine an den Pflichtschulen, plädiert für die Ganztagsvariante. Sie erlaube es, den Lernstoff zu vertiefen. Maroweks Pendant für die höheren Schulen, Theodor Saverschel, deklariert sich ebenfalls als Verfechter des verschränkten Modells.