Zum Hauptinhalt springen

Garteln als Integrationsprojekt

Von Hans-Paul Nosko

Kommentare

Dass das Gärtnern eine tiefe innere Befriedigung vermittelt, wissen nicht nur Pensionisten oder Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind. Der Umgang mit Pflanzen wirkt beruhigend, hebt einen gewissermaßen aus dem gewohnten Trubel der Alltagswelt heraus.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Nicht von ungefähr kommt es ja, dass Gärtner ebenso wie Leute, die im Zoo (steht ja für "Zoologischer Garten") beschäftigt sind, in Untersuchungen zur Arbeitszufriedenheit stets ganz oben rangieren. Unter dem Titel "Reiche Ernte" widmet Ö1 in dieser Woche ein "Radiokolleg" dem Thema Garten und stellte am Montag einen Trend vor, der hierzulande noch relativ neu ist: das gemeinschaftliche Gärtnern in der Stadt. Ein bislang ungenutztes Stück Wiese wird ausgewählt und von mehreren Leuten oder Familien "bearbeitet". In Wien passiert dies nun das dritte Jahr hindurch in Ottakring neben der Schnellbahn, wo die Initiatoren kleine Parzellen einer Wiese per Losentscheid vergaben. Nun wird dort gegartelt, Bio-Gemüse angebaut oder auch Geburtstag gefeiert.

Das Viertel weist einen kräftigen Migrationsanteil auf, was in diesem Projekt für eine spannende Entwicklung sorgte: Gerade Mitglieder von Zuwandererfamilien beobachteten vorerst das neuartige Treiben, stiegen jedoch auch ein und fanden über das gemeinsame Tun wesentlich leichter Anschluss an die "Urwiener" Bevölkerung, als dies über manch andere gut gemeinte Integrationsveranstaltungen möglich war. Wie die Erfahrungen aus anderen Großstädten zeigen, lässt sich auf diese Weise auch ein Umgang mit Konflikten viel besser erlernen als mit aufwendigen interkulturellen Mediationen. Manchmal ist das "Natürliche" dem kunstvoll Konzipierten doch überlegen.