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Gas beflügelt Rumäniens Träume

Von WZ-Korrespondentin Lilo Millitz-Stoica

Wirtschaft

Experten kritisieren aber die sprunghafte Energiepolitik Bukarests.


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Bukarest. Träume von der eigenen Energieunabhängigkeit sind in Rumänien nicht neu, doch wird kaum etwas in diese Richtung unternommen. Seit Jahren jammern Behörden und Einwohner gleichermaßen über den hohen Gaspreis, der an den russischen Gasmonopolisten Gazprom für dessen Lieferungen zu berappen ist. Umso mehr beflügelt nun der zu Jahresbeginn vermeldete Gasfund der OMV und ihres US-Partners ExxonMobil vor der rumänischen Schwarzmeerküste die Hoffnungen des Landes auf einen Weg in eine zumindest teilweise Energieautarkie.

Rumäniens Gasversorgung gestaltet sich von Jahr zu Jahr schwieriger, obwohl das Land ressourcenmäßig keineswegs schlecht aufgestellt ist. Derzeit liefern seine zwei größten Gasproduzenten - der staatliche Versorger Romgaz und die OMV-Tochter Petrom - jährlich rund 11 Milliarden Kubikmeter Gas und damit rund 70 Prozent des Bedarfs, die restlichen 30 Prozent werden aus Russland zu einem der EU-weit höchsten Preise importiert. Das 20-Millionen-Einwohner-Land verfügt über sieben größtenteils veraltete Gasspeicher mit einer Gesamtkapazität von 3 Milliarden Kubikmeter, die sich während harter Winter regelmäßig schnell leeren - oft, weil sie erst gar nicht komplett gefüllt waren.

Konzeptlose Politik

Was Rumänien bitter fehle, sei eine nachhaltige Energiepolitik, sagt Otilia Nutu, Expertin für Energiestrategie des von der EU geförderten Thinktanks Expert Forum. Vor 2007 hätten die rumänischen Behörden im Zuge der Beitrittsverhandlungen zur EU zwar eine erarbeitet, sie nach der EU-Aufnahme allerdings nie umgesetzt. Entsprechend kopflos agiere Bukarest: In wirtschaftlichen Boomzeiten sei man zunächst in das Nabucco-Projekt eingestiegen, danach bei der weniger bekannten White-Stream-Pipeline, schließlich wurde zeitweilig sogar mit South Stream geliebäugelt. Derlei Sprunghaftigkeit führe zu nichts und verunsichere nur die bestehenden Partner, meint Nutu.

Es sei zudem höchste Zeit, dass der staatliche Gasversorger Transgaz als Nabucco-Konsortialpartner endlich erläutere, wie er angesichts wirtschaftlich prekärer Zeiten seine Anteile am Pipeline-Projekt, dessen Umsetzung vor Ort und auch die Sanierung seines Gastransportnetzes überhaupt finanzieren wolle, hebt die Expertin hervor. Auch im Bereich der Erschließung unkonventioneller Erdgasquellen tut sich in Rumänien kaum etwas, nachdem die Mitte-links-Koalition dem US-Konzern Chevron den Wind aus den Segeln nahm: Schiefergas-Gewinnung werde erst in Betracht gezogen, wenn die EU die umstrittene Fracking-Technologie absegne.

Einziger Lichtblick in puncto Energieunabhängigkeit bleibt für Rumänien zurzeit folglich der Gasfund der Mineralölkonzerne OMV und ExxonMobil - Erklärungen der Konzernvertreter sorgen entsprechend stets für Schlagzeilen. Nachdem OMV-Chef Gerhard Roiss jüngst in einem Gespräch mit dem "Manager-Magazin" das Schwarzmeer-Vorkommen erneut als riesig bezeichnete, widmete sich die rumänische Presse ausführlich der patzigen Reaktion Moskaus - der staatliche Radiosender "Stimme Russlands" zweifelte Roiss‘ Aussage offen an.

Förderung etwa ab 2018

In einem ihrer seltenen Interviews meldete sich jetzt Petrom-Chefin Mariana Gheorghe zu Wort: Die Erdgasförderung im Schwarzen Meer werde wohl "um das Jahr 2018 herum" einsetzen. Der auf das Drei- bis Sechsfache des jährlichen Gasbedarfs Rumäniens geschätzte Fund könne dem Land sehr wohl Autarkie im Erdgasbereich sichern, so die Managerin der rumänischen OMV-Tochter. Gheorghe eröffnete zudem, mit der Regierung in Bukarest "seit einigen Monaten" in der haarigen Angelegenheit der Förderabgaben zu verhandeln. Dabei dürfte es sowohl um die derzeit geltenden gehen, die die OMV 2004 bei der Petrom-Übernahme für zehn Jahre ausgehandelt hat - aber auch um jene für die Förderung der Schwarzmeer-Reserven.

In Rumänien gibt es nämlich noch keine Abgaben-Regelungen im Fall von Gasfunden - Vorstellungen Bukarests über allzu hohe Quoten wollen die OMV und ihre Tochter Petrom daher wohl frühzeitig ausräumen.