Regulator will Gasversorgern eine Reduktion verpassen. | Hoher Ölpreis zieht Gas mit. | Für Versorger ist verordneter Einschnitt zu hoch. | Wien. Der Regulator will ab November, vor Beginn der Heizperiode, die Tarife für das Gasnetz senken. "Die Reduktion wird im zweistelligen Bereich liegen," verkündete am Dienstag E-Control-Chef Walter Boltz. Laut Recherchen der "Wiener Zeitung" wird der Einschnitt etwa 14 Prozent ausmachen - für Haushalts- und Großkunden. So fällt die Tarifsenkung für Haushalte in Wien mit 8 Prozent eher geringer aus. In Niederösterreich, Kärnten und Salzburg müssen die Netzgesellschaften um 12 Prozent weniger Einnahmen hinnehmen, in Oberösterreich sollen es gar 14 Prozent sein. Bei Großkunden ist mit einem Minus von 15 bis 17 Prozent zu rechnen.
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Das Gasnetz schlägt sich auf der Rechnung mit etwa einem Drittel nieder. Ein weiteres Drittel ist der Energiepreis, der Rest sind Steuern und Abgaben. Damit ist klar, dass die Rechnung nicht im selben Ausmaß wie die verordnete Reduktion sinken wird. Das selbe gilt für Erhöhungen.
Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 1400 m³ kann in Wien mit einer Tarifsenkung von 22 Euro rechnen, in Oberösterreich mit etwa 44 Euro und mit etwas weniger in Niederösterreich. Da die Salzburger das teuerste Netz haben, macht die Reduktion von 12 Prozent knapp 50 Euro aus. Am härtesten ist von dem Eingriff aber sicher die Wiengas betroffen, da sie die meisten Kunden hat.
Gas wird teurer
Die Gaskunden dürfen sich dennoch nicht über eine kleinere Rechnung freuen. Im Gegenteil. Denn ebenfalls vor der Heizsaison, ab Oktober, werden die Gaspreise erhöht. Die saftigste Erhöhung wird die EVN mit 26,5 Prozent vornehmen. Die restlichen Gasanbieter liegen zwischen 19,5 und 23,8 Prozent. Allein in Oberösterreich wurde Gas bereits ab September um 20 Prozent teurer.
Einzig in Wien und der Steiermark bleibt den Haushalten vorläufig ein Preisaufschwung erspart. "Das hängt wohl mit den Wahlen zusammen", meint Boltz. Doch in der Branche geht man davon aus, dass auch in diesen beiden Bundesländern eine Anhebung auf längere Sicht nicht auszuschließen ist. Immerhin haben die Einstandspreise seit dem Frühjahr zwischen 30 und 40 Prozent zugelegt.
Die Netzbetreiber wollen die von der E-Control vorgelegte Verordnung jedoch nicht hinnehmen. "Für uns ist der Entwurf nicht tragbar. Wir werden unsere Einwände vorbringen", erklärt Gerhard Siegl, Vorstand der Ferngas OÖ, gegenüber der "Wiener Zeitung". Er ortet vor allem beim Rechenmodell Ungereimtheiten.
Die hohen Ölpreise wirken sich aufgrund der Verträge auch aufs Gas aus. Drei bis sechs Monate später kann der Energiepreis steigen.
Diese Preiskoppelung ist der Regulierungsbehörde ein Dorn im Auge. Ein Grund dafür ist der mangelnde Wettbewerb. Dieser könnte sich jedoch verschärfen, sollte Flüssiggas in größeren Mengen in Europa angeboten werden.
Boltz geht davon aus, dass die EU aktiv wird und die Errichtung von Flüssiggasterminals mitfinanziert. Damit könnte die Abhängigkeit von Russland, Norwergen und Algerien eingedämmt werden.
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