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Gashandel wird enorm zunehmen

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Von der Liberalisierung der Energiemärkte (Strom und Gas) werden auch in Zukunft nicht die Haushaltskunden, sondern vor allem die Energiehändler profitieren. Das Beratungsunternehmen Accenture erwartet ein enormes Ansteigen des Handelsvolumens - jedoch ohne dass der tatsächliche Verbrauch zunimmt. Mit dem Besitz der Netze und der Durchleitungsgebühr wird künftig allerdings wenig Geld zu verdienen sein.


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Die Versprechungen mit Hinblick auf die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes waren groß. Von den magischen 100 Euro war die Rede: Jeder Haushalt werde sich mindestens soviel im Jahr ersparen können. Die Bilanz des Tatsächlichen ist ernüchternd: Die Ersparnisse sind vor allem für Kleinverbraucher marginal.

Die Gewinner der Liberalisierung werden Strom- und Gashändler sein (u.a. Energieversorger), die nun verstärkt und mit dem richtigen Wissen ins Handelsgeschäft einsteigen. Während der Stromverbrauch unmerklich gestiegen ist, hat sich der Handel mit Strom seit der Marktöffnung verfünffacht. Dasselbe erwartet Accenture fürs Gas. Derzeit beträgt der Endverbrauch in Österreich 1,6 Mrd. Euro, das Handelsvolumen ebenfalls. Bis 2010 wird es auf bis zu 8 Mrd. Euro anwachsen, erklärt Accenture-Experte Walter Pfeiffer. Bisher gab es im Gasgeschäft langfristige Verträge, in Zukunft wird der Anteil der kurzfristigen stark zunehmen. Gleichzeitig wächst auch das Risiko, falsch kalkuliert zu haben. Österreichs größter Gashändler, die OMV, hat angekündigt über die Gasdrehscheibe Baumgarten den Handel in Zentral- und Osteuropa mitbestimmen zu wollen. Die Spiele am europäischen Gasmarkt werden künftig von wenigen Gashändlern dominiert. Pfeiffer geht davon aus, dass 2010 nur noch 10 bis 15 Gashändler - Oligopole - mithalten können.

Die Österreichische Gaslösung Econgas - die OMV spielt hier die Hauptrolle - habe gute Chancen, zu den "Überlebenden" zu gehören. Ihr Angebot sei groß, noch fehlen die Kunden. Mit einem strategischen Partner könne dieses Manko wett gemacht werden.

Derzeit ist der Gaspreis an den Ölpreis gebunden. Accenture-Experte Thomas Raffeiner glaubt, dass es zu einer Entkoppelung kommt. Nach und nach werde sich der Gaspreis am Strompreis orientieren.