E-Control sieht in den hohen Gaspreisen Anreiz genug, zu sparen. Strategische Reserve im November eingespeichert.
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Österreich hat einen Monat früher als geplant die Gasspeicher zu mehr als 80 Prozent gefüllt. Damit sind sowohl Privathaushalte als auch die Industrie für den Winter gewappnet, allerdings ist bei der aktuellen Preisentwicklung weiterhin Sparen angesagt. "Ich kenne niemanden, der nicht darüber nachdenkt, wie er Gas sparen kann", sagt Carola Millgramm, Leiterin der Abteilung Gas bei der Energieregulierungsbehörde E-Control. Eine gesetzliche Verpflichtung zum Energiesparen werde es demnach nicht brauchen. Wie es um die Gasversorgung in Österreich steht, beantworten wir in den folgenden Punkten.
Was passiert, wenn uns trotz des Speicherstands das Gas ausgeht?
Wenn das Gas knapp wird, tritt der Energielenkungsfall ein. Bereits jetzt befindet sich Österreich in der Frühwarnstufe des vierstufigen Notfallplans Gas. Diese aktivierte das Klimaschutzministerium bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Die Vorbereitungen für den Krisenfall laufen auf Hochtouren, "damit wir keine Überraschungen erleben", so Millgramm in einem Webinar am Dienstag. Die Notfallpläne arbeitet die E-Control gemeinsam mit dem Klimaministerium, Krisenstäben der Regierung und der Länder sowie den Marktteilnehmern aus. Auch entsprechende Gesetze wurden auf den Weg gebracht. So kam bereits das Energielenkungsgesetz zum Einsatz: Im Sommer wurden der Gazprom die Nutzungsrechte des Speichers in Haidach entzogen. Dieser ist für die Versorgung Süddeutschlands sowie Tirols und Vorarlbergs, die nicht an das österreichische Gasnetz angeschlossen sind, wichtig.
Wie viel des eingespeicherten Gases gehört tatsächlich uns?
Laut Gas-Expertin Millgramm mehr als die Hälfte. Grundlage ihrer Schätzung ist die strategische Gasreserve von 20 Terawattstunden (TWh), die bis November eingespeichert werden soll. Weitere 20 TWh dürften die Landesenergieversorger eingespeichert haben, und große Industriebetriebe wahrscheinlich ebenso viel. Vier TWh wurden von den Energieversorgern für geschützte Kunden eingespeichert. Wenn man vom durchschnittlichen Verbrauch im vergangenen Winter ausgeht, 65 TWh, dürfte die Versorgung diesen Winter gesichert sein. Außerdem hat Österreich auch Gas in der Slowakei eingespeichert. Die genauen Daten will die E-Control bis November erheben.
Wie viel hat das Einspeichern der Notfallreserve gekostet?
Die Gesamtkosten für strategische Reserve von 20 TWh beliefen sich auf 3,95 Milliarden Euro. Die Ausschreibungen liefen in zwei Tranchen. In der ersten wurden 7,7 TWh zu Kosten von 124,5 Euro pro MWh beschafft. In der zweiten Ausschreibungsrunde betrug der Preis 234 Euro pro MWh. Mehr als die Hälfte der eingekauften 12,3 TWh war nicht aus Russland.
Kommt überhaupt noch russisches Gas nach Österreich?
Ja, aber wenig. Nachdem die Lieferungen über Polen (Yamal) und Deutschland (Nord Stream) eingestellt wurden, ist der Hauptstrang für russisches Gas die Ukraine. Österreich hat russisches Erdgas überwiegend durch Flüssiggas LNG ersetzt. Im Vergleich zum Vorjahr gingen russische Lieferungen um 55 Prozent zurück, LNG-Lieferungen nahmen um 57 Prozent zu.
Wie sieht die Gasversorgungslage in der EU aus?
Auch in der EU sind die Gasspeicher zu fast 90 Prozent gefüllt. Nach Ende der Heizsaison stehen die Länder aber wieder am Anfang und die Lager müssen zu hohen Preisen gefüllt werden. Deswegen appelliert Millgramm daran, zu sparen, um auch 2023 Gas in Reserve zu haben.