Ukraine zweigt angeblich Gas ab. | Gazprom erhöht Bulgarien den Preis. | Moskau/Kiew/Wien. Im Gaskrieg, den Russland gegen die Ukraine angezettelt hat, hofft Europa auf Entspannung. Denn die beiden Gegner kehren an den Verhandlungstisch zurück. Eine Delegation des ukrainischen Energieversorgers Naftogas Ukrainy flog von Kiew nach Moskau, um mit den Bossen des russischen Monopolisten Gazprom abermals die Preisfrage zu erörtern.
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Doch zuvor gab es noch einen Krieg der Worte, in dem die Russen den Ukrainern Gasdiebstahl vorwarfen. Der ehemalige Verbündete habe am Montag 118 Millionen Kubikmeter entwendet, teilte Gazprom mit. "Gazprom wird die Verluste für die europäischen Verbraucher noch einmal ausgleichen, aber so kann es nicht ewig weitergehen. Die Ukraine wird auf jeden Fall dafür bezahlen müssen", sagte ein der Sprecher des Gaskonzerns.
Dass Gas von der Ukraine abgezapft bestätigt der deutsche Versorger E.ON Ruhrgas, der mit 6,5 Prozent an der russischen Gazprom beteiligt ist. Auch Werner Auli, Gas-Chef der OMV, hat den Eindruck, dass die Ukraine sich beim für Westeuropa bestimmten Gas selbst bedient. Nachzuweisen sei das für die OMV jedoch nicht.
Litauen als Vermittler
Am Mittwoch wird ein Gaskrisengipfel in Brüssel unter dem Vorsitz der Kommission über die bedrohliche Situation beraten. Dabei werden auch die Chefs von Gazprom und Naftogas anwesend sein.
Im Konflikt will die EU sich jedoch auf keine Seite der Streitparteien stellen, erklärte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, derzeit Vorsitzender des EU-Energieministerrats. "Die Lösung müssen die beiden Staaten finden." Wenn die Ukraine auf europäische Schützenhilfe gehofft hatte, wird sie nun enttäuscht. Dasselbe gilt allerdings auch für Russland. Denn die russische Regierung hatte die Europäische Union zu einer Klage gegen die Ukraine aufgefordert, um den ungeliebten Nachbar unter Druck zu setzen.
Lediglich Litauen hat seine Hilfe als Vermittler angeboten. So bezeichnete Präsident Valdas Adamkus den Streit als "Lektion" für Europa. "Die Europäische Union muss eine gemeinsame Energiepolitik entwickeln, die es ermöglicht, in Hinkunft mit einer Stimme zu sprechen und bereit zu sein, sich möglichen Energiekrisen zu stellen."
Als Grund für den Gas-Boykott nannte Russland den Umstand, Weltmarktpreise für seinen wichtigsten Rohstoff verlangen zu müssen. Für Weißrussland gilt das aber offenbar nicht: Dort verrechnen die Russen nach wie vor Freundschaftspreise von knapp 50 Dollar für 1000 Kubikmeter. Außerdem gibt es bei Gas keinen einheitlichen Marktpreis. Im Gegensatz zu Erdöl wird es nicht an der Börse gehandelt. Deshalb gibt es zum Teil gewaltige Preisunterschiede. Dies bestätigt auch Auli.
Bulgarien im Visier
Doch die Russen zeigen nach der Ukraine abermals einem der EU nahe stehendem Land, wie sie über die Gestaltung des Gaspreises Druck ausüben können. So scheint nun auch Bulgarien bei Gazprom, dem verlängerten Arm Wladimir Putins, in Ungnade gefallen zu sein. Die Russen wollen anstatt der bisher üblichen 120 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter in Zukunft 260 Dollar einstreifen.