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"Gastarbeiter" am Golf

Von Michael Schmölzer

Politik

Über sieben Millionen Wanderarbeiter sind in der Golfregion beschäftigt: Häufig rechtlos sind sie der Willkür und Ausbeutung ihrer Arbeitgeber ausgeliefert.


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Die Arbeit machen die anderen, zumindest großteils und vor allem die ungeliebten Jobs. In keiner Region der Erde sind so viele Wanderarbeiter beschäftigt wie in den Ölstaaten am Golf. Vagen Schätzungen zufolge dürften es mittlerweile über sieben Millionen sein, die sich in den explosionsartig zu Reichtum gelangten arabischen Erdölländern als Hausangestellte, Chauffeure, Dienstpersonal und Bauarbeiter verdingen.

Inder und Pakistanis waren schon vor der Entdeckung der Ölfelder als Händler am Golf. Aber erst mit dem dramatischen Anstieg der Öleinnahmen 1973/74 wuchs ihre Zahl sprunghaft an. Ehrgeizige Entwicklungsprojekte wie Dämme und Entsalzungsanlagen schufen eine ungeheure Nachfrage nach Arbeitskräften. Das einheimische Angebot an Fachkräften blieb begrenzt, und Handarbeit hat bei den Golfbewohnern kein hohes Sozialprestige. Zudem lässt sich im öffentlichen Dienst oder als Partner eines westlichen Unternehmens sehr viel schneller und leichter das große Geld verdienen. So mussten Ausländer einspringen - und das Ölgeld entfaltete sehr schnell seine magnetische Anziehungskraft.

Für die Augen des westlichen Beobachters haben sich dabei einige Skurrilitäten entwickelt: So orientieren sich in der Golfregion die Löhne eher nach Herkunftsland denn nach Tätigkeit: Auf ein und derselben Baustelle kann ein britischer Kranführer durchaus fünfmal soviel verdienen wie sein Kollege von den Philippinen, der aber immer noch das Doppelte eines Kranführers aus Bangladesh erhält.

In den kleineren Staaten machen die Wanderarbeiter mittlerweile die Einheimischen zur Minderheit: Im Emirat Dubai leben ungefähr 500.000 Menschen, etwa 85 Prozent von ihnen sind Ausländer, TNCs, "Third Country Nationals": Im Bankenwesen dominieren die Inder, die Armee rekrutiert sich aus Pakistanis, Bangladeshi und Filipinos sichern die Verwaltung: Sie sind alle so gut wie rechtlos: Ihren Pass behält der "Sponsor", sprich der Arbeitgeber ein, wer sich das geringste zuschulden kommen lässt, wird in die Heimat abgeschoben.

Was für den Betroffenen noch ein Glück sein kann, denn die in Saudi-Arabien noch immer praktizierte Körperstrafe trifft vor allem "Gastarbeiter": Auf Diebstahl steht Abhacken der Hand, gröbere Vergehen werden durch Enthaupten mit den Krummschwert geahndet. Um das auf Tradition bedachte Wertesystem nicht mißliebigen Anfechtungen auszusetzen, wird danach getrachtet, dass der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung minimal bleibt. Die Staatsbürgerschaft ist für Fremde so gut wie gar nicht erwerbbar.

In der sozialen Hierarchie ganz unten sind Asiaten, hier vor allem die Frauen. Sie arbeiten in der Regel als Hausmädchen unter den schlimmsten Bedingungen. Von ihren Arbeitgebern oft als "Freiwild" betrachtet, haben sie so gut wie keine Rechte: Ihr Pass ist in der Hand des Hausherren, Beschwerdemöglichkeiten bei Übergriffen existieren nicht.