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Der Frühling hat schon angefangen, und bald blühen auch wieder die Margeriten, deren Köpfchen wir als Kinder ohne Skrupel abgerissen haben: Verliebt, verlobt, verheiratet, haben wir ausgezählt. Wenn das letzte Blütenblatt fiel, dann kicherten wir begeistert und peinlich berührt. Wir schauten unserer dergestalt durch ein Orakel bloßgestellten Freundin hart ins Gesicht, um zu sehen, ob sie wirklich verliebt war. Genauso geht es dem Zuschauer bei der "Doku-Soap" "vermittelt, verliebt, verheiratet" auf ARTE. Am Mittwoch kamen die frischvermählten Gattinnen aus Madagaskar nach Frankreich. O Gott: Sie wurden von ihren nervösen Ehemännern und einer schaurig gesprächigen Schwiegermutter am Flughafen abgeholt und dann in irgendein Kaff im Norden Frankreichs verbracht, wo sie nun als "Madame" den Haushalt führen, Kinderchen kriegen und das heiß ersehnte Glück erzeugen sollen. Das war so peinlich! Und doch schaute ich den Damen wie damals meinen Freundinnen unnachgiebig ins Gesicht, um zu sehen, was wirklich in ihnen vorging. Zwei Monate lang ist das Rückflugticket nach Madagaskar gültig. Bleiben Sie dran; die nächste Folge heißt "Heimweh".
Unter dem Titel "Die Frau meines Mannes" zeigt ARTE heute Abend um 22.20 Uhr eine andere Form von Gattinnendasein: Nach 21 Ehejahren und 9 Kindern kommt nämlich eine neue Frau ins Haus. Wie soll ich sagen, da erscheint mir die in unserer Kultur häufig praktizierte "dislozierte Polygamie" (Walter Wippersberg) verhältnismäßig human.