Alte Videos als Beleg für Vorwürfe. | Objektivität wird unmöglich gemacht. | Wien. France 2, öffentlich-rechtlicher französischer Fernsehsender, musste sich entschuldigen. Das ausgestrahlte Video, das angeblich die Opfer eines israelischen Angriffs im Gaza-Streifen vom 1. Jänner zeigte, war in Wirklichkeit schon im Jahr 2005 entstanden. Der Film zeigt Szenen nach einem Unfall, bei dem ein mit Hamas-Raketen beladener Lkw explodiert war.
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Aber auch Israel greift gern auf älteres Filmmaterial zurück: Als Beleg dafür, dass die Hamas von UN-Schulen aus operiert, zeigt die israelische Armee auf ihrem YouTube-Kanal ein verschwommenes Video, auf dem drei Palästinenser vor einer Schule in Beit Hanoun Mörsergranaten abschießen. Es entstand allerdings schon am 30. Oktober 2007. Auf der Internet-Plattform YouTube zeigt das Militär auch Luftangriffe auf Hamas-Gebäude. Sie wirken, wie schon seinerzeit die Luftaufnahmen der US-Angriffe im Irak, wie Videospiele.
Gegen einen der Filme protestierte ein Palästinenser, der durch eine israelische Rakete zwei Söhne verloren hat. Vor dem Bombardement seien auf seinem Lastwagen nicht Raketenrohre, sondern harmlose Sauerstoffflaschen zu sehen gewesen.
Aber nicht nur im Internet tobt die Propagandaschlacht um den Gaza-Streifen. Im israelischen Fernsehen wird vor allem das Leid der eigenen Zivilbevölkerung gezeigt, der 15 Sekunden Zeit bleibt, um vor den palästinensischen Kassam-Raketen in Deckung zu gehen. Die Soldaten im Gaza-Streifen werden als heldenhafte Pflichterfüller dargestellt, ansonsten gibt es wenig Berichte aus dem Gebiet. Denn Journalisten bleiben trotz eines anderslautenden Urteils des Obersten Gerichts in Jerusalem weiter ausgesperrt.
Damit kommen die Berichte aus dem Gaza-Streifen nur von arabischen Fernsehsendern, einheimischen Journalisten und Menschen, die über das schlecht funktionierende Telefon erreicht werden können. Der lokale Sender Al-Aksa TV zeigt vorzugsweise Kinderleichen, um die Grausamkeit der Israelis anzuprangern. Aber auch Al-Jazeera verleiht seinen Berichten eine klare Tendenz: Den Worten von Israels Außenministerin Tzipi Livni, wonach man bemüht sei, die Zivilbevölkerung zu schonen, werden Aufnahmen von zerstörten Häusern, wehklagenden Frauen und Toten unterlegt.
"Objektiv zu berichten wird unmöglich", beklagte die deutsche Zeitung "Die Welt". "Gesendet wird, was der jeweiligen Seite zum Vorteil gereicht". Auch außerhalb der eigentlichen Konfliktzone wird Beeinflussung versucht. Jüdische Verbände und Lobbygruppen sind massiv bestrebt, ihre Sicht der Dinge an die Journalisten zu bringen, und werfen Kritikern Israels Antisemitismus vor.
Krawall in Norwegen
Sogar ein Kardinal, der Menschenrechtsbeauftragte des Vatikans, Renato Martino, geriet ins Kreuzfeuer, weil er den Gaza-Streifen mit einem KZ verglich. Martino verteidigte sich, er habe nur auf die Lebensbedingungen der Palästinenser aufmerksam machen wollen: "Sie leben hinter einer Mauer, unter Bedingungen, die die menschliche Würde verletzen", sagte er.
Unterdessen gehen auch in Europa tausende Muslime auf die Straße, um gegen die Politik Israels zu demonstrieren. Manchmal prallen die Gegensätze direkt aufeinander. In Oslo attackierten in der Nacht auf Freitag nach einer Demonstration, bei der 40.000 Menschen friedlich für einen sofortigen Waffenstillstand eintraten, 1000 pro-palästinensische gegen 500 pro-israelische Demonstranten mit Stein- und Flaschenwürfen. Die Polizei musste mit Tränengas eingreifen, es gab sechs Verletzte. Man spricht von der schwersten Straßenschlacht in Norwegen seit mehr als 20 Jahren.