Keine Käufer für Athens Staatssilber - Ziel der Troika scheint unerreichbar.
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Athen. Ursprünglich sollten bis 2015 durch die Privatisierung von Staatsbesitz 50 Milliarden Euro in die klammen Kassen des griechischen Fiskus fließen. Das entpuppte sich jedoch als Utopie. Mittlerweile soll Athen, wie mit der Troika vereinbart, bis zum Jahr 2020 nur 25 Milliarden Euro einstreichen. Bis Ende des laufenden Jahres wollte Athen 2,6 Milliarden Euro kassieren. Doch auch daraus wird nun nichts. Am Montag sorgte der russische Gasgigant Gazprom für die nächste Hiobsbotschaft.
Seit dem Sommer 2011 erlöste Athen nur 1,5 Milliarden Euro aus dem Verkauf und der Verpachtung seines Staatsbesitzes.
In den ersten fünf Monaten dieses Jahres flossen nach offiziellen Angaben lediglich 69 Millionen Euro in die Kassen der Privatisierungsbehörde Taiped. Der Betrag betrifft die langfristige Vermietung einer unterdessen als Einkaufszentrum genutzten Immobilie im nördlichen Athener Vorort Maroussi, die während der Olympischen Sommerspiele 2004 als Rundfunkzentrum diente.
Weit unter den Erwartungen
Die einzigen Einnahmen, auf die Taiped bis Ende Juni hofft, würden aus dem Verkauf von vier griechischen Staatsimmobilien in London, Nikosia, Brüssel und Belgrad stammen. Falls die Verträge noch im laufenden Monat unterzeichnet werden, wird Taiped dafür insgesamt 41,1 Millionen Euro einstreichen. Doch auch mit den dann bestenfalls generierten Privatisierungserlösen in Höhe von 110 Millionen Euro im ersten Halbjahr dieses Jahres liegt Athen weit hinter den Kalkulationen für das laufende Jahr zurück.
Um das hehre Ziel zumindest für das laufende Jahr auch nur annähernd zu erreichen, waren Athen nur noch die anvisierten Erlöse aus den Verkäufen der Gasfirmen Depa und Desfa verblieben. Doch auch diese Hoffnung ist nun vorerst geplatzt. Nachdem die betreffenden Ausschreibungsprozeduren bereits mehrmals verlängert worden sind, lief am Montagmittag die Frist zur Einreichung der verbindlichen Angebote ab. Sie entpuppten sich als Ladenhüter: Nur ein verbindliches Offert für den Gasnetzbetreiber Defa lag vor - vom Unternehmen Socar aus Aserbaidschan. Der Gasversorger Depa ging sogar völlig leer aus -ein Schock. Auch der russische Gasgigant Gazprom, der zuvor noch reges Interesse an den hellenischen Gasfirmen gezeigt hatte, reichte letztlich kein verbindliches Offert ein. Der angestrebte Privatisierungserlös von einer Milliarde Euro für Depa und Desfa bleibt somit ein Traum. Das griechische Privatisierungsprogramm ist schon jetzt eines: ein Flop.