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Gebietssicherung im Internet

Von Eva Stanzl

Wirtschaft
Neue Namen: Zeig mir deine Domain, und ich weiß, in welcher Stadt du sitzt. Foto: bbox

Neue Domain- Namen für Regionen und Allgemeinbegriffe. | Einreichgebühr: 185.000 Dollar. | Wien. www.oenb.at oder www.onb.at? Bei der Benennung ihrer Internet-Seiten wären sich die Nationalbank und die Nationalbibliothek um ein Haar in die Quere gekommen. Denn im Internet gibt es jeden Namen nur ein einziges Mal - egal wie ähnlich die Abkürzungen der Firmennamen sein mögen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und alle anderen müssen sich oft mit sperrigen Wortschöpfungen behelfen, etwa: www.auto-motor-und-sport.de oder dict.leo.org. Anhand der Domain-Namen finden Computer Websites.


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Fazit: Neue Domain-Namen müssen her. "Eine gute Präsentation im Internet ist unverzichtbar", betont Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Domänenverwaltungsstelle nic.at. Die "US-Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" (Icann), die das Internet weltweit koordiniert, will daher neue, sogenannte Top Level Domains vergeben. Diese sollen sowohl für allgemeine Begriffe (.auto) als auch für regionale Bezugspunkte (.wien oder .tirol) zugelassen werden.

Zudem kommt man Beschwerden Chinas und Russlands entgegen, indem man Domains in ihrer Schrift schafft.

20 Mal Vienna

So könnten künftig Wiener Betriebe, die eng mit der Bundeshauptstadt zusammenarbeiten, ihre Internet-Seite auf einer Domäne namens .vienna registrieren. Vorausgesetzt, Wien kriegt den Namen, was alles andere als gesichert ist. Weltweit gibt es an die 20 Städte namens Vienna. Wer von ihnen die Domäne will, muss harte Auflagen erfüllen.

Ein Handbuch von Icann legt erhältliche Namen fest. Um einen davon zu bekommen, müssen Regionen oder Unternehmen einen erfolgsversprechenden Business-Plan vorweisen sowie eine einwandfreie Geschäftsgebarung auf Jahre zurück - und eine Einreichgebühr von 185.000 Dollar für die Bearbeitung an Icann überweisen.

Im ersten Halbjahr 2010 soll die Anmeldung neuer Domains möglich sein. Bereits Ende 2010 könnten die neuen Namen Realität sein. Wer die Frist verpasst, muss bis zu drei Jahren warten, bis wieder neue Domains vergeben werden. Bei der Anzahl der Registrierungen gehen die Erwartungen auseinander. "Von 100 bis 2000 ist alles möglich", sagt Wein. Die Vorteile: "Wenn ein Gebiet, etwa Tirol, sich seinen Namen sichert, ist das ein Riesen-Werbeeffekt für den Tourismus, allein schon deswegen, weil alle, die diese Internet-Seiten öffnen, Tirol eingeben müssen".

Rund um den Globus gebe es bereits zahlreiche Initiativen für regionale Top Level Domains. Darunter sind auch Marken wie Ebay und Nokia, sagt Dirk Kirschenowski, Urheber der Vorzeigeinitiative ".berlin", die bisher 1,5 Mio. Euro in ihren Aufbau investiert habe. In Österreich gibt es "keine Initiative auf diesem Level", klagt Wein.

Die Einigung auf ein standardisiertes Verfahren zur Einführung neuer Domains hat mehrere Anläufe gebraucht. Hintergrund ist eine Debatte, ob das US-Wirtschaftsministerium, dem Icann untersteht, den Vertrag mit der Non- Profit-Organisation verlängert oder Icann in die Unabhängigkeit entlässt. Wird der Vertrag verlängert, werden die Weichen für die neuen Domains gestellt. Wenn nicht, könnte Icann mangels Auftraggeber zusperren müssen. Was Plänen Chinas und Russlands entgegen käme, ihr eigenes Internet in kyrillischer beziehungsweise chinesischer Schrift aufzubauen. Dann wäre das weltumspannende Internet geteilt.