Entwicklungszusammenarbeit: ein Reizwort, eine Notwendigkeit, ein Milliardengeschäft für die einen, Sklavenarbeit für die anderen. Der Autor möchte in dieser Serie das Problem beleuchten, aber er möchte auch alternative Konzepte anbieten.
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Ich möchte es pragmatisch sehen: Ziel ist, den Entwicklungsländern zu helfen, ihre soziale, administrative Probleme selbständig zu lösen ("Gebt ein Netz, keinen Fisch").
Hier beginnt bereits ein Teil der Problematik. Denn wollen wir wirklich, dass der Landwirt in Afrika den gleichen Standard hat wie der Bauer bei uns in der EU - mit allen daraus resultierenden Folgen? Die offizielle Aussage der Organisationen für die Entwicklungszusammenarbeit ist ja. Hier beginnt bereits ein Dilemma. Denn es kann sehr wohl sein, dass, nach guter "Entwicklungsarbeit", der Schüler besser werden könnte als sein Lehrer. In den Bereichen Kunst, Kultur, philosophischen Gedankenaustausch scheint es keine übergroßen Probleme zu geben, dies kann man aus sehr vielen Veranstaltungen, die die EZA betreffen, ersehen. Hier ist Engagement imagefördernd und öffentliche Gelder und Sponsoren dementsprechend leicht zu bekommen.
Im Bereich der produzierenden Wirtschaft, die ihre Erträge in den Entwicklungsländern re-investieren sollte, spießt es sich allerdings gewaltig. Dieser Problematik möchten wir uns annehmen und auch an Tabus nicht unreflektiert vorbeigehen.
Eines der ersten Tabus ist, dass wir nur aus unseren Überschüssen geben, spenden, helfen können. Weil wir - Gottseidank - weit mehr haben, als wir brauchen. Dieses "Mehr" stammt von intensiver Arbeit, basierend auf guter Ausbildung, stabiler Demokratie. Diese Faktoren liefern die Grundlage für Wohlstand und Entwicklung.
Andere Argumente sind bekannt, werden aber weniger gerne gehört. Dies sind z. B. niedrige Rohstoffpreise, die unter Bedingungen erzielt werden, die eine ungleiche Partnerschaft geradezu einzementiert.
Ich möchte aber auch mit einigen Zahlen argumentieren. Allein im Jahr 1997 wurden weltweit 187 590 Millionen US-Dollar für die Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben, so ein Bericht des Entwicklungshilfekomitees der OECD. Das lässt natürlich die Frage aufkeimen, warum diese große Summe und die Arbeit der Organisationen nicht "bessere" Ergebnisse nach sich zieht. Gibt es etwas im Unterbewusstsein der Hilfsorganisationen, der sagt: "Bitte, lass es nicht funktionieren?"
Wie wurde in Österreich gearbeitet, wie wurde in anderen Staaten und international gearbeitet? Gibt es Alternativen zu jetzigen Maßnahmen oder Arbeitsweisen? Fragen, auf die diese Serie einige Antworten bieten möchte. Mit dem Ziel, den Helfern zu helfen, damit sie effizienter diese enormen Summen einsetzen - damit eine "Hilfe" wie sie jetzt praktiziert wird, nicht mehr notwendig ist. Und eine Partnerschaft auf gleicher Ebene neue Strukturen entstehen lässt.