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Gebucht wird in letzter Minute

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Last Minute: Heuer weniger Rabatte. | Türkei gewinnt, Griechenland verliert. | Wien. Nach bisher eher verhaltenen Buchungen zieht die Nachfrage nach Urlaubsreisen nun doch an. "Durch die unsichere Arbeitsplatzsituation haben viele gezögert, sich aber kurzfristig doch für eine Reise entschieden", sagt Martin Bachlechner, Vorstand des Reisebüro-Marktführers Verkehrsbüro. Auch das unbeständige Wetter in den letzten Wochen habe viele zu einer Reise in den wärmeren Süden bewegt.


Die verstärkten Last-Minute-Buchungen können die Rückgänge im Frühjahr bei vielen Reiseanbietern allerdings nicht mehr wettmachen - so auch bei ITS Billa, sagt Geschäftsführer Martin Fast. Konkrete Zahlen gibt die Rewe-Touristiktochter erst Ende August bekannt. Auch TUI spürt den Ansturm auf Last-Minute-Angebote, die normalerweise rund ein Drittel der Buchungen ausmachen. Zwar sei der durchschnittliche Reisepreis ist um zehn Prozent gestiegen, sagt TUI-Pressesprecher Josef Peterleithner. Dennoch rechnet der Reiseveranstalter heuer mit einem Umsatzminus im "mittleren bis höheren einstelligen Bereich", so Peterleithner. Dieser Rückgang sei aber besser als der Markt, für den er ein zweistelliges Minus erwartet.

Beim Verkehrsbüro (mit Ruefa und Verkehrsbüro-Reisebüros) gingen heuer um sieben Prozent mehr Last-Minute-Buchungen ein als im Vorjahr. "Durch die Einbrüche in der Hauptbuchungszeit von Jänner bis März lässt sich der Umsatzrückgang zwar noch einbremsen, aber nicht mehr aufholen", so Bachlechner. Er rechnet heuer mit acht Prozent weniger Umsatz. 2008 machte die Verkehrsbüro-Touristiksparte noch 570 Mio. Euro Umsatz.

Auto statt Flugzeug

Gut läuft es hingegen bei Hofer Reisen, die von der Verkehrsbüro-Tochter Eurotours veranstaltet werden: "Wir erwarten heuer ein zweistelliges Wachstum gegenüber dem Vorjahr", sagt Eurotours-Pressesprecherin Sandra Bründl. Die gute Buchungslage führt Bründl auf das Hofer-Angebot zurück: Der Diskonter habe heuer weniger Fernreisen im Programm und konzentriere sich auf Selbstfahrer-Reisen nach Kroatien, Italien und Österreich. "Vor allem Kurzaufenthalte in Tirol, Salzburg und Kärnten verkaufen sich sehr gut", sagt Bründl. Auch bei Hofer Reisen haben sich heuer mehr Kunden als in den Vorjahren kurz vor der Abreise für einen Urlaub entschieden.

All Inclusive ist gefragt

Der Last-Minute-Anbieter Restplatzbörse profitiert vom immer kurzfristigeren Buchungsverhalten. "Bei Internet-Buchungen verzeichnen wir zweistellige Zuwächse. Unsere Reisebüros liegen leicht über dem Vorjahresniveau", sagt Helmut Schönbacher, Geschäftsführer der Restplatzbörse.

Bei den Urlaubszielen ist Griechenland heuer der große Verlierer, bleibt aber die gefragteste Destination für Flugreisen. Gewinner ist hingegen die Türkei, die mit All-Inclusive-Angeboten punktet. "Reisende sind heuer nicht bereit, im Urlaub zusätzliche Ausgaben zu tätigen", erklärt Fast.

Last-Minute-Angebote sind heuer seltener und damit teurer als im Vorjahr, heißt es in den Reisebüros. "Schnäppchen sind heuer nur mit viel Glück zu ergattern", sagt Peterleithner. Denn wegen der schlechten Buchungslage im März und April haben Reiseveranstalter wie TUI und ITS Billa vorsorglich ihre Kapazitäten wie Flug- und Hotelplätze reduziert. "Weil die Nachfrage jetzt doch groß ist, geben wir weniger Rabatte als in den Vorjahren", sagt Fast. Eine Woche vor Abflug werden bei der Restplatzbörse bis zu 30 Prozent vom Preis nachgelassen.

Ganz spontan fliegen jedoch die wenigsten in den Urlaub, sagt Fast: "Mit den Koffern zum Flughafen zu fahren und erst dort zu buchen, ist die Ausnahme."