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Mastercard beugt sich EU-Kommission. | Banken rechnen mit Millionenverlust. | Wien. In der Kreditkartenbranche rumort es: Mastercard setzt unter dem Druck der EU-Kommission ab 21. Juni wettbewerbsrechtlich umstrittene Gebühren bei grenzüberschreitenden Zahlungen mit Kredit- oder Bankomatkarten vorläufig aus. In Deutschland steigen die Banken, denen dadurch Einnahmen entgehen, auf die Barrikaden. Auch heimische Branchengrößen rechnen mit Millionenverlusten.
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Der Gebühren-Stopp sei ein "Hammer", erklärt Peter Neubauer, Geschäftsführer des österreichischen Kartendienstleisters Paylife (vormals Europay). Seinem Unternehmen würde bei einem dauerhaften Wegfall ein einstelliger Millionen-Euro-Betrag pro Jahr durch die Lappen gehen.
Die sogenannten Interchange-Gebühren werden - grenzüberschreitend - von der Bank eines Unternehmens, das Kartenzahlungen annimmt, an die Bank entrichtet, die die Kredit- oder Bankomatkarte an den Kunden ausgegeben hat. Die EU-Kommission hat dieses Geschäftsmodell bei Mastercard und Visa heftig kritisiert, da der Konsument hier gleich zweimal zur Kasse gebeten werde: einerseits über die jährliche Kartengebühr, andererseits über höhere Einzelhandelspreise, in die die Interchange-Gebühren letztlich eingerechnet sind. Eine von der Kommission gesetzte Reparaturfrist läuft am 21. Juni - wie es scheint - ergebnislos aus, weshalb Mastercard die Gebühren nun aussetzt und weitere Verhandlungen sucht.
Das Ende der Karten?
Während laut "Financial Times Deutschland" Banken in der Bundesrepublik von Mastercard Kompensation verlangen, richtet sich Neubauers Ärger gegen die EU-Kommission. Diese habe in ein seit 40 Jahren funktionierendes Modell eingegriffen. Auch für die Paylife Bank stelle sich die Frage, ob man eine Dienstleistung ohne die entsprechende Bezahlung aufrecht erhalten kann. Man habe gerade Kreditkarten immer wegen ihrer Nützlichkeit bei Reisen beworben, dies sei nun "völlig uninteressant". Letztlich könne dies dazu führen, dass man einfach keine Kreditkarten mehr ausgibt.