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Gebündelte Energien in "Welios"

Von Petra Tempfer

Wissen
Bei der "Pelletsförderstation" schicken Besucher Pellets durch Kurbeln auf die Reise bis zum Heizkessel. Foto: Tempfer

150 Stationen auf 3000 Quadratmetern zu Themen rund um erneuerbare Energien. | Projekt kostete 22 Millionen Euro. | Wanderausstellung zu "Welios" tourt derzeit durch Europa. | Wels. Bunte Kugeln rollen über ein Förderband und landen in einem hölzernen Lastwagenmodell. Daneben bringt eine vibrierende Membran Blätter zum Schwingen, während auf einer Plastikblume unter einem grellen Scheinwerfer Digitalziffern die Sonnenenergie anzeigen. Das sind die ersten Stationen des Science-Centers "Welios" in Wels in Oberösterreich, die bereits fertig und in der Vorwoche einem kleinen Kreis präsentiert worden sind - am 16. April soll Österreichs erstes reines Mitmach-Museum für die Besucher geöffnet werden.


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Dann sollen alle der geplanten 150 Stationen rund um das Thema erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Solar- und Windenergie fertig sein. Selbst das zweistöckige Museumsgebäude, das direkt neben dem Messegelände steht, wird diesem Motto gerecht - es ist als Niedrigenergiehaus errichtet worden. Auf 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden die Besucher durch 15 Zimmer geleitet, die das Haus der Museumsfamilie des Erfinders Jouli symbolisieren.

"Die Stationen sind auf das jeweilige Zimmer abgestimmt", präzisiert Ausstellungsleiterin Alexandra Lang. So müssen etwa Besucher der Küche an einem Rad kurbeln, um den Eierkocher in Gang zu setzen. "Damit sie sehen, wie viel Energie für alltägliche Dinge notwendig ist." In der Werkstatt kann ein Motor zusammengebaut werden, wodurch das Thema Mobilität beleuchtet wird. An ein Exponat des Technischen Museums Wien erinnert das Fahrrad der Museumsfamilie, auf dem durch Treten Energie erzeugt wird.

Laut geht es hingegen im Tanzkraftwerk zu. Hier wird durch Tanzen auf einem speziellen Disco-Boden ein CD-Player angetrieben. "Je mehr Leute tanzen, desto lauter spielt die Musik. Als Zuckerl leuchtet zum Schluss eine Disco-Kugel auf", verrät Lang.

Scouts statt Führungen

Wer glaubt, im Zuge einer Führung die Zimmer und Stationen des Science-Centers erklärt zu bekommen, der irrt. "Führungen wird es hier keine geben", so "Welios"-Geschäftsführer Wolfgang Sedlmeir, "weil die Stationen ausprobiert werden sollen." Als erste Hilfestellung sei neben jeder Station ein erklärender Text zu finden. Wer ratlos davor steht, werde von einem der 45 Aufseher angesprochen: Diese drehen stetig ihre Runden durch das Museum, um Besucher mit Informationen zu versorgen. Wer noch tiefer in die Materie vordringen möchte, kann das an einem der zahlreichen Computer des Museums tun.

Die Idee, in Wels ein Science-Center dieser Art zu errichten, liegt zehn Jahre zurück. Wenig später ist mit der Umsetzung begonnen worden, die 22 Millionen Euro kosten sollte. "Je zehn Millionen kommen von der Stadt und vom Land, der Rest von einem Förderverein und zwei Banken", rechnet Sedlmeir vor.

Als Beispiel diente das "Exploratorium" in San Francisco: Das erste Mitmach-Museum der Welt, das 1967 eröffnet worden ist. Erst 33 Jahre später ist in Bremen als erstes Nachfolgemodell das "Universum" errichtet worden, in dem es im Unterschied zu "Welios" um den Menschen und den Kosmos geht. Im ebenfalls in Deutschland beheimateten "Klimahaus", das vor zwei Jahren fertig gestellt worden ist, sind die Stationen dem Klimawandel gewidmet. "Wir gehen einen Schritt weiter und präsentieren mit den erneuerbaren Energien Lösungsansätze zum Klimawandel", betont Sedlmeir.

Nach "Welios" müssten nun jährlich 250.000 Besucher strömen, "damit die Betriebskosten gedeckt sind." Um schon im Vorhinein auf "Welios" neugierig zu machen, tourt seit etwa eineinhalb Jahren die Wanderausstellung "Energy Island" durch Europa - eine Zusammenschau einzelner Stationen des Science-Centers in reduzierter Form. Die Ausstellung befindet sich derzeit in Paris und soll im Frühling nach Zürich und schließlich nach Warschau wandern.