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Geburtenrate: Nicht alle Zuwanderer passen sich an

Von Stefan Beig

Wissen

Britische Daten ergeben ein sehr differenziertes Bild. | Wien. Einwanderer bekommen in fast allen europäischen Staaten durchschnittlich mehr Kinder als die einheimische Bevölkerung.


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Laut Statistiken betrifft das besonders Migranten aus Dritte-Welt-Ländern. Die Annahme, dass die zweite und dritte Generation ihre Geburtenneigung dem Durchschnitt anpasst, trifft aber keineswegs immer zu. Das zeigen Studien in englischsprachigen Ländern.

Auffallend ist dabei, dass auch unter den Zuwanderern große Unterschiede je nach Herkunft bestehen. So zeigen in Großbritannien einige Gruppen sogar eine niedrigere Geburtenrate als die "einheimische" Bevölkerung. Zum Beispiel wiesen um das Jahr 2000 aus China stammende Frauen deutlich weniger Kinder als Britinnen auf. Erstaunlicherweise waren auch die aus der Karibik und aus Indien stammenden Frauen vergleichsweise kinderarm.

Ganz anders das Verhalten von Frauen aus Schwarzafrika, Pakistan und Bangladesh (siehe Grafik). Hier war gerade die erste Generation der Zuwanderer besonders kinderreich - bei in Somalia geborenen Frauen beträgt die Geburtenrate sogar 4,66. Doch auch die in Großbritannien geborenen Kinder der Zuwanderer wiesen noch immer eine um 50 Prozent höhere Geburtenrate als der nationale Durchschnitt auf. Ethnische Zugehörigkeit, sowie kulturelle und religiöse Motive prägen folglich ebenfalls das Geburtenverhalten von Zuwanderern, das sich nicht immer rasch dem Muster im neuen Heimatland anpasst.

Auch Daten britischer Statistiker zur Partnerwahl bestätigen dieses differenzierte Bild. Unter Zuwanderern aus der Karibik, insbesondere unter Männern, sind Ehen mit einem britischen Partner weit verbreitet. Auch unter Chinesen sind Heiraten mit Briten nicht selten. Dagegen geht nur ein kleiner Anteil der aus Pakistan oder Bangladesh Stammenden eheliche Verbindungen mit einem einheimischen Partner ein. Insbesondere unter den Frauen dieser Herkunft sind solche Verbindungen rare Ausnahmen.

Verlässliche Daten liegen in diesem Bereich aus Österreich und Deutschland nicht vor, weil in beiden Staaten die amtliche Statistik bei Eheschließungen nur die Staatsangehörigkeit, nicht aber das Geburtsland der Partner erfasst. Wenn etwa ein türkischstämmiger Österreicher eine Türkin nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft heiratet, gilt dies dann natürlich nicht als Ehe zwischen Türken.

Die Erhebungen in Deutschland deuten aber darauf hin, dass Heiraten zwischen türkischstämmigen und einheimischen Deutschen nicht so selten sind, wie zwischen Pakistanis beziehungsweise Bangladeshis und Briten in Großbritannien. Laut Angaben des Bevölkerungswissenschafters Herwig Birg heiraten in Deutschland acht Prozent der türkischen Männer und drei Prozent der türkischen Frauen einen deutschen Partner.

In Österreich fehlen Daten

Exakte Daten über die Geburtenfreude der zweiten Generation liegen in Österreich zurzeit nicht vor. Von Seiten der Statistik Austria wird betont, dass hier eigene Studien mit stichprobenartigen Befragungen sinnvoll wären. Aus der Staatszugehörigkeit geht aber klar hervor, dass auch in Österreich der Nachwuchs je nach ethnischer Zugehörigkeit unterschiedlich groß ausfällt.