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Zurückhaltung ist eine Zier, Feste feiert man aber lieber nicht mit ihr. Da biegen sich die Tische, da knallen die Korken, da schießt der Gastgeber gern aus allen Jubel-Rohren. Das ist bei Kulturveranstaltern nicht anders und hat auch seinen Sinn. Stellen wir uns das Gegenteil vor: Wäre ein eiserner Wille zur Dezenz in die Wiener Staatsoper gefahren, sie hätte vor ihrem 140. Geburtstag all die gebuchten Goldkehlchen ausgeladen und stattdessen Brötchen im Direktorzimmer aufgetischt. Das Konzerthaus wiederum hätte die Festlichkeiten zu seinem 100er durch ein einziges Event ersetzen können, das dann - Ehre dem Geldgeber! - im nächsten Bezirksamt veranstaltet worden wäre.
Natürlich alles Torheiten. Erstens liegt es in der Natur eines Festes, ein Ausnahmedatum mit Opulenz zu adeln. Zweitens, das kommt bei Kulturinstitutionen dazu: Sie feiern an solchen Tagen nicht nur ihr Alter, sondern auch den Grund, warumsie so alt geworden sind, also die Qualitäten und die Strahlkraft ihrer Bühne. Darum findet ihr Fest ebendort statt.
Nur die Seefestspiele Mörbisch sehen das anders. Das Operettenfestival, das jährlich Tausende mit einem Effektspektakel an den Neusiedler See lockt, zelebriert seinen 60er nicht inmitten des eigenen Bühnengepränges, auch nicht unter der pannonischen Sommersonne. Es begeht den Anlass in einer Multifunktionshalle namens Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt. Das Datum für diese Gala: 3. November 2017.
Nun, was sagt man dazu? Am taktvollsten vielleicht, man lässt den Operetten-Prinzen Orlofsky sprechen: "Chacun à son goût." Und weist darauf hin, dass sich Burgenländerwitze verbieten.