Der Vater der Wasserstoffbombe, Edward Teller, wünscht sich zu seinem 95. Geburtstag am (heutigen) 15. Jänner "für die Welt den Frieden". Das sagte der amerikanische Kernphysiker in seinem Haus auf dem Gelände der kalifornischen Stanford-Universität. Teller unterstrich seine Unterstützung für Waffeninspektionen im Irak mit dem Ziel, einen Angriff zu vermeiden.
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Der gebürtige Ungar begann 1926 sein Studium in Deutschland, da ihm als Juden damals die ungarischen Universitäten verschlossen waren. Er vertiefte sich zunächst in Mathematik und Chemie, später in Physik und promovierte 1930 in Leipzig bei Werner Heisenberg. 1933 verlor er bei einem Verkehrsunfall in München ein Bein. Im Alter von 25 Jahren musste er, ebenfalls 1933, zum zweiten Mal in seinem Leben emigrieren. Nach Aufenthalten in Kopenhagen und London zog er 1935 in die USA.
Anfang der vierziger Jahre schloss sich Teller in Los Alamos (US-Bundesstaat New Mexico) dem Kreis um Robert Oppenheimer an und wirkte am Bau der Atombombe mit. Später bereute es Teller, dass er sich 1945 nicht stärker gegen einen Abwurf über Hiroshima und Nagasaki einsetzte. Eine Testdetonation in ungefährlicher Höhe über Tokio hätte vermutlich als Abschreckung gereicht, glaubt er.
Wie damals hält er aber auch heute an der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zur Friedenssicherung fest: "Atomwaffen sind nicht da um angewendet zu werden, sie sind da, um die Anwendung zu verhindern." Im Wettrüsten mit der Sowjetunion fand Teller 1951 die entscheidende Formel für die Wasserstoffbombe, die ein Jahr später auf den Marshall-Inseln im Südpazifik mit Erfolg getestet wurde. Sein offener Bruch mit Oppenheimer, der sich dem Bau der Superwaffe widersetzte, nennt Teller rückblickend als "das Peinlichste" in seiner Laufbahn.
Zu seinen größten Verdiensten zählt er die Mitbegründung des Waffenrüstungslabors Lawrence Livermore, wo der Physiker noch heute - im Rollstuhl und fast erblindet - beratend tätig ist. Nach zehnjähriger Schreibarbeit brachte er 2001 in den USA seine Memoiren heraus. Sein jüngstes Forschungsgebiet ist eine genauere Wettervorhersage. Mit kleinen Spiegelreflektoren in der Atmosphäre, deren Bewegung von Satelliten und Hochleistungsrechnern verfolgt wird, will der Physiker verlässliche Wetterprognosen von derzeit fünf Tagen auf zwei Wochen erhöhen.