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"Oper soll so sein, wie der Librettist und der Komponist sich das gedacht haben." Die Argumente der rüstigen Mittsiebzigerin sind bestechend einfach. Ihre Konsequenz auch. Denn sie begibt sich abends lieber mit dem Gruppen-Reisebus ins benachbarte Bratislava auf Opernfahrt. Ein (zünftiges slowakisches) Abendessen ist im Pauschalpreis inklusive. In Wien, sagt sie, könne man ja seit einiger Zeit nicht mehr in die Oper gehen. Neumodischer Blödsinn, dieses Regietheater.
Journalisten von internationalen Tageszeitungen hingegen haben Wien in den letzten Jahren als Dienstreisedestination für Opernkritiken weitgehend gestrichen. Im Osten nichts Neues, haben sie Wien attestiert. Alles Opernmuseum in der viel gerühmten Stadt der Musik. Ausnahmen bestätigen diese Diagnose.
Die Neuproduktion von Verdis "Attila" im Theater an der Wien kommendes Wochenende wird diese beiden Positionen kaum versöhnen können. Regisseur Peter Konwitschny ist entweder ein starkes Argument für oder ein ebenso starkes gegen einen Opernbesuch. Sie wird wohl eher den Opernkritiker anlocken als die östliche Pilgerfahrerin.
Aber kann es sie überhaupt geben, die Produktion, die alle beide glücklich macht? Definitiv. Klugheit und Qualität jenseits der Selbstdarstellung haben noch nie jemanden vor den Kopf gestoßen.
Denn auch in der Oper, speziell im Zusammenspiel von musikalischer und szenischer Umsetzung, ist es wie in jeder anderen Beziehung auch. Ihr Gelingen oder Scheitern liegt daran, dass sich keiner der beiden mehr selbst liebt als den anderen. Eine allzu seltene Tugend.