Zum Hauptinhalt springen

Gedenken in Mauthausen

Von WZ Online

Politik

Linz. Die Gedenkfeier zur Befreiung des Nazi-Konzentrationslagers Mauthausen im Jahr 1945 ist am Sonntag mit dem heurigen Themenschwerpunkt "Netzwerk des Terrors" durchgeführt worden. Rund 7.000 Personen nahmen nach Behördenangaben daran teil. | Das Ende eines blutigen Alptraumes


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Darunter ein großer Block von Vertretern etlicher Jugendorganisationen. Sie bekräftigten einmal mehr die Versprechen "Nie wieder" und "Niemals vergessen".

Das offizielle Österreich war bei der Feier unter anderem durch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S), die neue Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V), Sozialminister Rudolf Hundsdorfer (S), Gesundheitsminister Alois Stöger (S), Integration-Staatssekretär Sebastian Kurz (V) und den oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer (V) vertreten. An dem rund zweistündigen Gedenkzug über den Appellplatz beteiligten sich die Delegationen zahlreicher Länder. In diesen gingen auch 66 Jahre nach der Befreiung noch etliche ehemalige Häftlinge mit.

Das Mauthausen Komitee Österreich erklärte das "Netzwerk des Terrors" zur Verfolgung und Vernichtung politisch Andersdenkender, rassistisch Verfolgter und von Menschen, die aus welchen Gründen auch immer aus der Gesellschaft ausgegrenzt wurden, heuer zum Themenschwerpunkt der Gedenkfeiern. Es wies darauf hin, dass nicht nur zwischen den KZ und dem gesamten Lagersystem der Nationalsozialisten eine enge institutionelle Verflechtung, sondern auch ein weitreichendes informelles Netzwerk von Spitzeln, Denunzianten, Mittätern und Mitläufern bestanden habe. Historische Forschungen hätten deutlich gezeigt, dass ohne dieses informelle auch das institutionelle Netzwerk nicht funktioniert hätte. Die Beschäftigung mit dem informellen Netzwerk führe unweigerlich zu den Begriffen der Zivilcourage und der Entscheidungsfreiheit - die Mittäterschaft habe fast immer auf freiwilliger Basis basiert -, die heute ebenso aktuell seien.

Eröffnet war das diesjährige Mauthausen-Gedenken mit einem ökumenischen Gottesdienst worden. Der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld rief in seiner Predigt zu mehr Zivilcourage und zum verstärkten Einsatz gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Rassismus auf. Es gelte "zu protestieren und die Stimme zu erheben für die Menschen, die heute Unrecht erleiden, die gefangen sind, unterdrückt und verfolgt werden, aber auch für jene, die rassistischer Hetze und der Willkür der Behörden ausgesetzt sind". Als "skandalös" bezeichnete es Hennefeld, dass heute Abend ein von einer rechtsextremen Burschenschaft organisiertes Totengedenken am Wiener Heldenplatz stattfinde.

In Mauthausen und seinen 49 Außenlagern haben die Nationalsozialisten rund 200.000 Menschen aus 70 Nationen gefangen gehalten. Rund die Hälfte überlebte diese Vernichtungsmaschinerie nicht.