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Gediegene Kenner der Welt

Von Sabine Ertl

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Ein Jubiläum ist eine feine Sache. Ganz besonders im Mediengeschäft, denn dort gibt es wenige, die sich mit dem recht einfachen Rezept - man nehme eine Handvoll erfahrener Mitarbeiter, schicke diese um die Welt und zeige, wie ernst und tief Fernsehen doch sein kann - vier Jahrzehnte lang bewähren. Besagtes Stück Mediengeschichte liefert der seit Anfang April 1963 im deutschen Fernsehen ausgestrahlte "Weltspiegel". Ja, das waren noch Zeiten, als es hieß, "für die Deutschen die Welt entdecken", meinte der Pioniergeist eines Gerd Ruge, Klaus Bölling und Peter Scholl-Latour unisono nebst der jungen Korrespondentengarde eines Cichowicz oder Armbruster in der Jubiläumssendung vom Sonntag.

Zu Recht wird einem an solch rundem Geburtstag feierlich ums Herz und da darf auch aus der alten Schule des Pionierjournalismus geplaudert werden. Den friedfertigen Typ des Fernseh-Konquisatoren, des Entdeckers gebe es nur mehr selten, sagte Bölling und erzählte von den Korrespondenten von früher, die nicht nur so tun, sondern wirklich wissen, wovon sie reden, das Land kennen und solide Information bringen, aber das Publikum nicht unbedingt zu ihren Meinungen bekehren wollen. Früher waren die Arbeitsbedingungen rein technisch komplizierter, meinte Gerd Ruge und bestätigte damit das Für und Wider der gängigen Handhabe im Irak-Krieg, die Einheiten direkt an die Front zu begleiten. Man könne aus dieser Möglichkeit viel rausholen, aber wie damit arbeiten, das wisse leider noch keiner. Beruhigend, denn so pragmatisch wie er ist wohl noch keiner mit dem Gespenst des "eingebetteten Journalismus" umgegangen.