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Geert Wilders Koranspott bringt Niederlande in Not

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Europaarchiv

"Hollands Haider" sorgt mit Koranfilm für Aufruhr unter Muslimen. | Amsterdam. Déjà vu in Holland: Selten hat ein noch nicht ausgestrahlter Film für so viele Kontroversen gesorgt. Es handelt sich dabei um die besonders scharfe Korankritik des rechtspopulistischen niederländischen Politikers Geert Wilders, der sein Land damit in schwere Not gebracht hat und Erinnerungen an 2004 wach ruft, als der Regisseur Theo van Gogh aufgrund eines islamkritischen Films von einem jungen Einwanderer marokkanischer Herkunft ermordet wurde.


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Seit Wochen gibt Geert Wilders, "der Haider Hollands" und erklärte Islamfeind, den Niederländern täglich einen Brocken Information über seinen geplanten Koranfilm, um die Spannung zu steigern. Er soll im März präsentiert werden. Die Menschen zwischen Groningen und Maastricht fürchten sich vor den unvorhersehbaren Folgen. Ohnehin ist Wilders, was seine Islamkritik betrifft, kein unbeschriebenes Blatt. Er hat den Koran schon mit Hitlers "Mein Kampf" verglichen. Für den Chef der Freiheitspartei PVV ist der Koran ein ,,faschistisches Buch, das zu Gewalt aufruft". Muslime, die in den Niederlanden bleiben wollten, sollten die Hälfte des islamischen Gottesbuches zerreißen, findet Wilders. Nur so könnten die fast eine Million Muslime im Land an der Nordsee ihre Loyalität beweisen.

Damit wird auf 2006 angespielt, als MohammedKarikaturen in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" abgedruckt wurden. Im Nahen Osten kam es dann zum Aufruhr, Botschaften brannten. Ergebnis: mehr als hundert Tote.

Proteste der Linken

Die Ultralinken in Holland sind aus Protest gegen Wilders Filmpläne auf die Straße gegangen. Sie bezeichneten ihn als ,,Extremisten" und wurden kurzzeitig verhaftet.

Währenddessen sorgt sich die niederländische Exportindustrie um Schäden im Auslandsgeschäft und die Regierung um die Sicherheit der Niederländer. Das ist Geert Wilders egal. Er sieht sich als Kämpfer für die Meinungsfreiheit. Der aus der rechtskonservativen VVD ausgetretene Politiker kennt nur eine Devise, wenn es um die niederländischen Muslime geht: ,,Anpassen oder abhauen."

Angst vor Protesten

Premierminister Jan Peter Balkenende spricht von einer "heftigen Krise", warnt aber zugleich vor Panik. Ein "Notfallplan" wurde aber dennoch vorsorglich ausgearbeitet, man will ja aus dem Karikaturenstreit in Dänemark gelernt haben: Niederländische Botschaften und Firmen im Ausland wurden angehalten, sich auf möglicherweise heftige Reaktionen vorzubereiten.

Das Innenministerium warnte in einem Brief sämtliche Bürgermeister vor "Unruhe in der Gesellschaft und Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen". Sollte es tatsächlich zu derartigen Protesten kommen, könnte Wilders seine Thesen bestätigt sehen.