Die WHO machte heuer zum Weltgesundheitstag Lebensmittelsicherheit zum Thema.
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Wien/Genf. "Unsichere Lebensmittel, die gefährliche Bakterien, Viren, Parasiten oder chemische Substanzen enthalten, sind für mehr als 200 Krankheiten verantwortlich - das reicht von Durchfall bis Krebs. Allein Durchfallerkrankungen im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln und Wasser töten pro Jahr geschätzte zwei Millionen Menschen. Viele Kinder sind darunter." Mit diesen Worten wies die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer Aussendung zum diesjährigen Weltgesundheitstag am 7. April auf das Thema Lebensmittelsicherheit hin. Das Risiko werde durch die zunehmende Länge und Komplexität der Lebensmittelkette in einer globalisierten Welt noch verstärkt. Auf der Liste der wichtigsten Risikofaktoren stehen vor allem Kontaminationen mit Salmonellen, Campylobacter, Escherichia coli., Cholera-Erreger und Listerien sowie Schimmelpilzgifte und Chemikalien.
Problem Antibiotikaresistenz
Obwohl die hygienischen Standards höher sind als in anderen Weltregionen, kommt es auch in Europa immer wieder zu Erkrankungen. So wurden in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum im Jahr 2013 mehr als 310.000 Fälle von bakteriellen von bakteriellen Lebensmittelinfektionen gemeldet, 322 davon mit tödlichem Ausgang. Der Ende März vorgelegte Jahresbericht der EU-Lebensmittelbehörde EFSA in Parma und den des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle ECDC in Stockholm identifiziert Campylobacter-Keime als das größte Problem. Sie stammen meist aus kontaminiertem Geflügelfleisch, das nicht ausreichend erhitzt wurde. Während es gegen Salmonellen für Tiere eine Impfung gibt, gibt es eine solche gegen Campylobacter noch nicht. 2013 gab es in der EU fast 215.000 Campylobacter-Erkrankungen. Das entsprach einer Erkrankungsrate von 64,8 pro 100.000 Einwohner, Österreich liegt mit einem Wert von 67,7 knapp über dem Durchschnitt.
Deutlich auf dem Rückzug sind Salmonellen, besonders in Österreich, wo sich die Zahl der Fälle von 2009 bis 2013 nahezu halbiert hat, EU-weit sank sie in diesem Zeitraum immerhin von 110.000 auf unter 83.000. Dabei sind Salmonellen, aber auch Campylobacter in Lebensmitteln relativ leicht durch Erhitzen unschädlich zu machen. Als sichere Keimabtötung gilt ein Erhitzen auf über 70 Grad für mindestens 15 Sekunden.
Sorgen macht den Experten von EFSA und ECDC laut einem Bericht vom Februar 2015 die zunehmende Antibiotika-Resistenz der Keime: "Die Behandlungsmöglichkeiten bei einigen der häufigsten durch Lebensmittel übertragenen Infektionen verringern sich, da Bakterien immer resistenter werden. Zum Beispiel verbreiten sich multi-resistente Salmonellen weiterhin in Europa. Aus einigen Mitgliedsstaaten werden auch hohe Resistenzraten gegen das Antibiotikum Ciproflaxin bei Mensch und Tier gemeldet."
Debatte um Glyphosat
31,8 Prozent der Salmonellen-Isolate von Menschen sind multiresistent gegen verschiedene Antibiotika, bei Hühnern sind es 56, bei Truthähnen 73 Prozent. Was Keime von Campylobacter jejuni anlangt, sind in Europa offenbar jeweils 55 Prozent der Proben von Menschen und von Hühnern gegen Ciproflaxin resistent. Dabei sind die Werte regional recht unterschiedlich. In Österreich sprechen bei der häufigsten Salmonellenart (Salmonella Enteridis) noch knapp mehr als 90 Prozent der Keime auf Antibiotika an, in Spanien sind es zum Beispiel nur noch rund 40 Prozent.
Eine heftige Expertendiskussion in Sachen Lebensmittelsicherheit hat gerade um den weltweit häufig verwendeten Wirkstoff Glyphosat eingesetzt, der als Unkrautvernichter auch bei Hobbygärtnern sehr beliebt ist. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin hat diese Substanz positiv bewertet und keine Hinweise auf eine "krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung" gefunden. Ein neuer Bericht der Internationalen Krebsforschungsagentur in Lyon, publiziert in "Lancet Onocology", stuft Glyphosat freilich als "wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen" ein. Helmut Burtscher, Pestizidexperte von Global 2000, will heute, Mittwoch, in einer Pressekonferenz, Handlungsempfehlungen für Hobbygärtner und die Politik formulieren.