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Neymar soll’s wieder richten, doch gehört das wirklich (allein) zu seinen Pflichten? Die Erwartungen der Brasilianer an ihren Topstar bei der Copa América sind immens, er soll die Schmach der Heim-WM 2014, als sich die bemitleidenswerte Seleção vom späteren Weltmeister Deutschland im Halbfinale mit einem 1:7 aus dem Turnier watschen ließ, vergessen machen. Schließlich wird das alles gerne seinem Fehlen aufgrund eines im Match davor gegen Kolumbien erlittenen Wirbelbruches zugeschrieben. Seitdem ist viel passiert in der brasilianischen Mannschaft: Luiz Felipe Scolari wurde durch Carlos Dunga abgelöst, unter ihm wurden elf Siege in elf Spielen gefeiert - vor allem aber ist Neymar wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.
An den tiefer liegenden Problemen hat sich aber wenig geändert, noch immer ist die Mannschaft von ihrem Superstar abhängig. Im Copa-Auftaktspiel gegen Peru ging das noch auf: Nach einem 0:1-Rückstand schoss Neymar das 1:1 und bereitete das 2:1 durch Douglas Costa vor. Doch für das weitere Turnier, insbesondere das Wiedersehen mit Kolumbien am Donnerstag, ist der Druck auf den Schultern des 23-Jährigen gewaltig; da nützen auch die beinahe flehenden Appelle von Dunga, man möge doch bitte nicht immer nur von Neymar reden, wenig. Und wehe, er fällt wieder einmal aus, dann kann das Gejammere schnell zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Insofern kann sogar Österreich behaupten, einen Schritt weiter zu sein als der Rekordweltmeister: Gerade hat man sich mehr oder weniger das EM-Ticket abgeholt. Und das ohne den vor kurzem noch unverzichtbar scheinenden David Alaba.